..Internationales Institut * * * * * International Institute..... .........zur Entwicklungs- * EDEJU * for the Promotion of the.... .....foerderung der Jugend * * * * * Development of the Youth.... * EDEJU-Deutschland: W. Helmeth, Berliner Str. 17, D-79211 Denzlingen Tel. 0049-(0)7666 / 4575, Fax / 1032, eMail: EDEJU.de@gmx.net --------------------------------------------------------------------------- * EDEJU-Namibia: I. Frost, Turkois St. 15, POB 2674, Windhoek Tel. 00264-(0)61-260678, eMail: EDEJU.na@gmx.net =========================================================================== Dokumentation von Ingo Frost zu EDEJU-Namibia 1998 / 1999 =========================================================================== 1. Vorbereitungen in Deutschland (1.3. bis 9.10.1998) 1.1 Vorbereitungen zu EDEJU-Namibia 1.1.1 Allgemeines zu Namibia und Entwicklungsprojekten Alles fing in dem Erdkundeunterricht (Leistungskurs) der letzten beiden Schuljahren an. Schon hier wurden verschiedene Entwicklungskonzepte und Projekte unter die Lupe genommen und ausfuehrlich diskutiert aber auch kritisiert. Spaeter habe ich dann mehrere Buecher zu diversen Entwicklungsprojekten in Afrika gelesen, und erkannt dass der Ansatz "Hilfe zur Selbsthilfe" durch EDEJU vielversprechend ist, sobald man das Projekt den Umstaenden entsprechend gut anpassen kann. Dazu sind intensive Kultur und Landeskenntnisse zu Namibia notwendig, die ich durch einen Stapel Geohefte, einen Merian und mehreren Buechern mir in Eigenarbeit angeeignet habe. Ich habe auch gelernt, dass es nicht moeglich ist, das Projekt vollstaendig von Deutschland zu planen, ohne die Situation vor Ort persoenlich zu kennen. 1.1.2 Finden eines potentiellen Partners Zuerst habe ich versucht ueber SOS-Kinderdorf einen Partner zu finden. Ich erfuhr durch das Internet, dass es ein SOS-Kinderdorf in Windhuk gibt, und habe zu ihm Kontakt aufgenommen. Leider stellte sich nach einem Monat heraus, dass eine Zusammenarbeit doch nicht moeglich ist. Ich erhielt aber die Adresse eines Pastors einer kleinen Gemeinde, ueber den eine Partnerschaft moeglich seinen sollte. Dem war leider nicht so, denn dieser Pastor entpuppte sich als sehr unzuverlaessig. Im naechsten Schritt habe ich versucht Schulen in Windhuk zu erreichen, doch nur die "Deutsche Hoehere Privatschule" antwortete mir und bat mir ihre Hilfe an, wollte jedoch nicht mein Partner werden. Weiter habe ich versucht Kontakt zu anderen Entwicklungsprojekten aufzubauen (Deutscher Entwicklungsdienst in Namibia, Misereor) - leider auch ohne Erfolg. Durch die Deutsch-Namibische Gesellschaft und einer "Namibia-Expertin" habe ich die Adresse der deutschsprachigen "Allgemeinen Zeitung" und der "Namibisch-Deutsche Stiftung fuer kulturelle Zusammenarbeit" erhalten. In der Zeitung habe ich einen Artikel ueber meine Projektpartnersuche schreiben lassen und sogar Antwort von einer Farm im Norden Namibias bekommen. Der Kontakt zu der Stiftung ist von namibischer Seite her abgebrochen worden. Ich habe auch versucht ueber Professor Hinz an der Universitaet Windhuk einen Partner zu finden, denn auch die Uni organisiert diverse Entwicklungsprojekte, in die ich mit dem EDEJU-Projekt haette einsteigen koennen. Doch leider eigneten sich diese Projekte nicht fuer eine Zusammenarbeit. Schliesslich bin ich an die Jugendabteilung der katholischen Kirche geraten (Namibian Catholic Bishops Conference, Youth Departement). Nach intensivem FAXen in beide Richtungen war endlich ein Partner fuer mich und EDEJU in Namibia gefunden. Ich habe gelernt, dass es nicht so einfach ist, eine Kommunikation nach Namibia aufzubauen, trotz der Zeiten von FAX und eMail. Man sollte nach einem Fax immer anrufen und fragen, ob es angekommen ist, und es eventuell erneut schicken und dann erneut anrufen, bis es den richtigen vollstaendig erreicht hat. 1.1.3 Oeffentlichkeitsarbeit Drei der vier Pinneberger Zeitungen zeigten Interesse an einem Artikel ueber meinen Entwicklungsdienst. Am 6.10 ist der erste Artikel ueber mein Vorhaben in der "Pinneberger Zeitung" erschienen. Ich habe auch in meiner Homepage einen Bereich ueber mein Vorhaben in Namibia eingerichtet. 1.2 Allgemeine Vorbereitungen fuer Namibia 1.2.1 Impfungen Namibia ist vom Klima her sehr arid, und so kommen die meisten Tropenkrankheiten nur im aeussersten Norden vor. Mit anderen Worten: Man muss sich nur gegen Hepatitis A und B impfen lassen und eventuell eine Malariaprofilaxe einleiten (wenige Tage vor Abreise). Gegen Hepatitis A und B muss man sich allerdings 3 Mal impfen lassen: 1 Monat vor Abreise, kurz vor der Abreise und dann noch einmal nach einem halben Jahr (dann aber in Namibia). Weiter sollte man sich darum kuemmern, dass die drei Impfungen gegen Polio, Diphterie und Tetanus aufgefrischt werden. 1.2.2 Visum Der Visumantrag fuer Namibia ist sehr umfangreich, denn man braucht eine grosse Anzahl von Formularen. So musste ich zum Beispiel ein "Polizeiliches Fuehrungszeugnis", ein "Gesundheits- und Roentgenzeugnis", eine Bestaetigung meines Partners in Namibia, eine Projektbeschreibung sowie einen Bildungsnachweis organisieren und dem Antrag beilegen. Waehrend ich auf das eine oder andere Formular gewartet habe, uebersetzte ich mit meinen Eltern zusammen die bereits eingetroffenen Formulare, denn der komplette Visumantrag wird von der Namibianischen Botschaft in Bonn nach Namibia geschickt. Zwar uebersetzt auch die Namibianische Botschaft den Antrag, doch dann zieht sich alles noch mehr in die Laenge. Die Bearbeitung des so umfangreichen Visumantrags dauert normalerweise 3-4 Monate, und dann hat man unter Umstaenden noch keine Arbeitserlaubnis, die aber noetig ist fuer die Spielzeugherstellung im kleinen Rahmen. Deshalb versucht EDEJU mit der Namibianischen Botschaft zusammen eine spezielle Regelung fuer Teilnehmer des ANDEREN DIENST IM AUSLAND, die mit EDEJU nach Namibia gehen, zu finden. [Zusatz von Dezember 1998: - Man benoetigt nicht unbedingt eine Arbeitserlaubnis, - 3-4 Monate ist unrealistisch, besser 6 Monate vorher einreichen, - Eine spezielle Reglung zu finden scheint momentan sehr schwer zu sein.] [Zusatz von Maerz 1999: - Es reicht also ein "Study-Permit", - alles in allem sollte dass Visum in 5 Monate erhaltbar sein, wenn man mit den EDEJU-Koordinatoren in Namibia abspricht.] 1.2.3 Finanzielles In dem Jahr in Namibia werden viele Kosten anfallen. Sein es Flug-, Versicherungs-, Unterkunfts-, Verpflegungs- oder Projektkosten. Da ich kein Konto in Namibia habe und es auch recht teuer waere international zu ueberweisen habe ich mich fuer eine Kreditkarte entschlossen, mit der man bezahlen kann und auch Geld vom Geldautomaten holen kann. Fuer die erste Zeit habe ich mir Reiseschecks gekauft. In Namibia werde ich dann ein Konto eroeffnen. Weiter habe ich versucht, Sponsoren im Bereich der Projektkosten zu finden (Baumarkt, Volksbank, Kinderverein), und eine Zusage vom Pinneberger Verein fuer Kinder bekommen - vielen Dank an dieser Stelle an den Vorsitzenden Martin Wood. 1.2.4 Anderes (Versicherung, Fuehrerschein) Ich habe mich auch um alle drei Versicherungen gekuemmert (Kranken-, Unfall- und Pflegeversicherung). Unfall- und Pflegeversicherung laufen ueber EDEJU, die Krankenversicherung ueber die DKV. Um in Namibia autofahren zu duerfen, habe ich mir einen internationalen Fuehrerschein ausstellen lassen. 1.3 Projektspezifische Vorbereitungen 1.3.1 Moegliche Arbeitsfelder Ich koennte mir vorstellen verschiedene Workshops / Projekte fuer unterschiedliche Altersgruppen anzubieten. - Handwerkliches (hoelzerne Laubsaegearbeit, Herstellung von Spielzeug) - Jugendgruppen leiten, eventuell Jugendgruppenleiter ausbilden - Fotografie - Produktion von einfachen Zeitungen - Computer: Internet, Textverarbeitung, Programmierung - Kochen (allgemein, backen, Drinks & Shakes) 1.3.2 Intensive Vorbereitung zu Holzspielzeug Ich habe mir hier in Deutschland eine Dekupiersaege angeschafft, um einmal alle Moeglichkeiten der Spielzeugherstellung (durch Laubsaege) zu erarbeiten. Von "normalen" Puzzles ueber Holzpuzzles und Legepuzzles, Stehpuzzles hin zu hoelzernen Tierfiguren, Mobilees und einfachen Spielen habe ich alles zugesaegt, glattgeschmirgelt und lackiert (mit "Kinderfreundlicher" Lasur). Die Ausruestung sowie einige manuelle Laubsaegen werde ich dann mit nach Namibia nehmen. ---------- 2. Oktoberbericht (Ingo Frost 1998, Windhoek, Namibia) ---------- Morgens mache ich mich auf den Weg mit meinem Fahrrad. Ich fahre durch das "europaeische" Wohnviertel EROSPARK, vorbei an hohen Zaeunen, eisernen Toren und klaeffenden Hunden - hier sind die braven Buerger eingesperrt und die Kriminellen laufen frei herum. Nach ein paar Kilometern gelange ich zu der grossen Bruecke, die mich ueber die Eisenbahn fuehrt. Langsam komme ich Richtung Katutura, einem Stadtvirtel, in dem noch vor einigen Jahren Verhaeltnisse wie in einem Slum anzutreffen waren. Hier leben die Afrikaner, hier leben die Schwarzen. Ich biege in die Hans-Dietrich-Genscher-Strasse ein, wobei ich wette, dass niemand diesen Namen hier im schwarzen Katutura aussprechen kann, noch weiss wer eigentlich Hans-Dietrich-Genscher ist. Ueber zwei Huegel und zwei Ampeln hinuebergefahren, halte ich bei einem Kindergarten an. Seit dem ein Namibia-Deutscher hier in Katutura einen Kindergarten gestiftet hat, schiessen sie jetzt wie Pilze aus dem Boden. Warum es vorher keine gab? - Der Staat finanziert keine Kindergaerten, denn er ist arm (Anmerkung: Er kann sich aber leisten Soldaten in den Kongo zu schicken). Es gibt auch keine Zivildienstleistenden, die den sozialen Einrichtungen unter die Arme greifen koennten. In dem Kindergarten "Cildrens Futur Creche" treffe ich Betty, die Leiterin des Kindergartens, und stelle ihr ein paar Fragen. In dem Ganztageskindergarten sind ca. 75 Kinder, die zum Teil von der Strasse "aufgesammelt" worden sind. In Deutschland waeren in diesen Raeumlichkleiten hoechstens 20 Kinder untergebracht. Es gibt keinen Spielplatz: wenig Spielzeug und das meiste ist kaputt. Der groesste Teil der Kinder scheint gesund zu sein (manche duerften jedoch durch ihre Muetter mit dem Aidsvirus infiziert sein, der am staerksten ausgebreiteten Krankheit in Namibia). Die hygienischen Verhaeltnisse sind ok (zumindest fuer afrikanische Verhaeltnisse), zu essen gibt es genug: Reis oder Maisbrei, dazu wird Leitungswasser getrunken, welches hier sogar noch Trinkwasserqualitaet hat. Dieser Kindergarten ist also nicht sehr gut ausgeruestet, hier gibt es auch nur 4 Erwachsene, die sich um die Kinder kuemmern (alle ohne entsprechende Ausbildung). Die Kinder von den wirklich armen Eltern sind hier untergebracht. Die monatliche Gebuehr betraegt 30N$ (entspricht ca. 20 DM, wenn man die doppelte Kaufkraft des Namibiadollars beruecksichtigt). Doch selbst diese Gebuehr kann von manchen nicht aufgebracht werden, aber selbst dann duerfen die Kinder in dem Kindergarten bleiben, da sie sonst alleine zu Hause oder auf der Strasse waeren. Ein Teil der Kinder schlaeft auch ab und zu im Kindergarten, da die Eltern sie nicht abholen. Nachdem mir Betty alle Fragen beantwortet hatte, bat sie mich aus Deutschland Geld zu organisieren, weil die Verhaeltnisse hier so schlecht seien. ACHTUNG - typisch Afrika: "Ihr Europaer / Amerikaner seid so reich, und wir so arm, also haben wir den Anspruch von Eurem Reichtum etwas abzubekommen." Genau dieser Bitte ist man aus Mitleid nachgekommen, und kommt ihr auch heute noch durch direkte Geldspenden nach. - Mit verherenden Folgen: Die Afrikaner haben nur eine Moeglichkeit aus ihrer Armut zu entkommen: Sie muessen den harten Weg der Eigeninitiative, der Arbeit und der Bildung nachgehen, und sich neue Ziele setzen. Wer dies begriffen hat, kann es zu etwas bringen. Den meisten faellt es aber sehr schwer, wenn Sie sehen, dass andere durch reiche Laender unterstuetzt werden (Kleider, Geld, etc.), ohne das diese dabei eine Gegenleistung erbringen. Ich erklaere also Betty, dass ich den Kindergarten unterstuetzen werde, indem ich mit ihrem Sohn und ein paar anderen jungen Erwachsenen aus Katutura billiges Spielzeug herstellen werde (wodurch sie handwerkliches und kaufmaennisches Geschick fuer eine bessere Zukunft erlangen koennen), welches gleichzeitig gut fuer die Kinder ist (aus autodidaktischen Gruenden: Wenn die Kinder ein Tier aus mehreren Puzzelteilen zusammensetzten, schult das motorische und kombinatiorische Faehigkeiten). Dieser Ansatz der Hilfe entspricht dem Hilfe-zur- Selbsthilfe Prinzip, der in meinen Augen der einzig sinnvolle ist. Dann fahre ich noch zu einem weiteren Kindergarten (immer noch in Katutura), indem es verhaeltnismaessig besser aussieht (der monatliche Beitrag ist auch fast doppelt so hoch, hier gibt es dafuer sogar einen Spielplatz). Danach geht es ins Stadtviertel Hochlandpark. Hier wohnen hauptsaechlich Weisse und besser gestellte Schwarze, die es zu etwas Geld gebracht haben. Ich fahre zu einem kirchlichen Kindergarten-College-Zentrum, denn hier hilft mir Epifanio Zezito bei den Angelegenheiten mit den einheimischen Behoerden, und bringt mich in Kontakt mit anderen sozialen Kinder und Jugendeinrichtungen wie z.B. dem SOS-Kinderdorf und COLS (=Change Of Life Style, eine Organmisation die sich um Kinder und Jugendliche kuemmert, die nicht mehr in der Gesellschaft zurechtkommen, und gibt ihnen neue Perspektiven, indem sie ihnen zeigt, wie man mit einfachen Mitteln legal zu Geld kommen kann, damit Sie sich spaeter wieder in die Gesellschaft einglieder koennen). Hier werde ich auch bald Workshops anfangen koennen. Gegen Nachmittag erledige ich Dinge in der Stadt und komme gegen Abend halb tot zu Hause an: 20 km Fahrrad ueber Berge, Stock und Stein bei bruetender Hitze in der duennen Luft des 1700m hoch gelegenen Windhoeks hinter mir. Alle paar Tage nehme ich mir einen freien Vor- oder Nachmittsag, was nicht bedeutet dass ich dann nichts mache, sondern dass ich nur nicht unterwegs bin, und stattdessen Berichte oder Briefe schreibe, lese oder an neuen Spielzeugideen herumtueftele. Mit anderen Worten ich bin voll mit der ersten Phase meines Projektes ausgelastet: - klaere Fragen mit den Behoerden (z.B. Visum), - nehme Kontakt mit potentiellen Partnerorganisationen auf, - erkunde Kinder und Jugendeinrichtungen, - bereite Holzspielzeugprojekte vor, - und lerne natuerlich die neue Umgebung, Kultur und Menschen kennen. Zu guter letzt vielen Dank fuer die umfangreiche Unterstuetzung dieses Projektes, sei es auf finanzieller Weise, seien es ein paar nuetzliche Gefallen oder das einfache Interesse an meiner neuen Arbeit, denn ohne diese drei Standbeine koennte ich gar nicht hier sein. ---------- 3. Novemberbericht (Ingo Frost 1998 Windhoek, Namibia) ---------- Nach dem letzten Bericht sah alles hier noch recht optmistisch aus: Projektbedingungen ideal kombiniert mit einem guten Partner, der das Visum beschleunigt (Ohne das Visum kann ich noch nicht anfangen, weil ich dann illegal arbeiten wuerde, und aus dem Land verwiesen werden koennte). Leider stellte Zezito die Zusammenarbeit aus Zeitgruenden ein, und verwies mich an COLS (siehe letzter Bericht). Doch leider entpuppte sich der Leiter von COLS als sehr unzuverlaessig. Ich habe also intensiv versucht weitere Partner, und somit Hilfestellungen fuer das Visum, zu finden. Angefangen bei der GTZ (Gesellschaft fuer technische Zusammenarbeit), dem DED (Deutscher Entwicklungsdienst), der DHPS (Deutsche hoehere Privatschule, NaDS (Namibisch-Deutsche Stiftung), UNESCO-Educationcenter, KAYEC (Katutura Youth Enterprise Center) bis hin zu NYC (National Youth Council), Penduka und zur Roessing Foundation. Nur die letzten drei sind bis jetst nicht nur bereit mit mir zusammenzuarbeiten, sondern tuen es auch. Allerdings konnte mir bezueglich des Visums nur die Roessing Foundation helfen, indem sie mich an einen Rechtsanwalt verwies, der deren Visumfragen loest. Aber auch dies hat mich nicht weitergebracht: Dieses Rechtsanwaltsbuero hat im Dezember und Januar weitestgehend geschlossen und verlangt ein 4 mal hoheres Honora als andere. Da auch die deutsche Botschaft, wie sie sagt "keinen Einfluss auf das Visum hat", bin ich schliesslich zu einer deutschen Rechtsanwaeltin gegangen. Die versicherte mir, dass ich mein richtiges Visum welches ich vor ueber 2 Monaten in Deutschland beantragt habe, fruehestens im April bekommen koennte (Nach Angaben der Namibiaschen Botschaft in Bonn, braucht das Visum "nur" 3 bis 4 Monate). Jetzt habe ich ein komplett neuen Antrag auf ein wieder anderes Visum gestellt und hoffe, dass ich es in der naechsten Woche bekomme. Die ganze Visumangelegenheit kombiniert mit afrikanischer Unzuverlaessigkeit und europaeischer Buerokratie (besonders bei UNESCO) ist recht unangenehm. Aber: Hier in Afrika scheint es immer so zu sein, dass selbst wenn alles noch so hoffnungslos und ausweglos scheint, trotzdem immer noch eine neue Moeglichtkeit sich eroeffnet. Schade nur, dass ich nicht schon letzten Monat habe anfangen koennen, was nur durch das schleppende Visum verzoegert worden ist. Nach so vielen schlechten Erfahrungen in Sachen Visum, jetzt zu den Erfolgen: Ich habe eine Zusammenarbeit mit der Roessing Foundation (Vom Bergbau gestiftetes Bildungs- und Ausbildungszentrum) eingeleitet und in den letzten Tagen eine Bestaetigung bekommen: Ich kann fuer meine Holzspielzeug-Workshops die Raeumlichkeiten der Roessing Foundation nutzen. Ebenso kann ich mein Projekt innerhalb des Namibian Youth Council anbieten, da diese Organisation in aehnlichen Bereichen mit Jugendlichen zusammenarbeiten wie ich. Schliesslich war ich noch bei PENDUKA, die einzige Ausbildungseinrichtung die nicht nach europaeischen Richtlinien und entsprechender Buerokratie arbeitet. Hier werden Stoffe gefaerbt, genaeht und es wird handwerklich gearbeitet, wobei immer die afrikanische Kultur im Vordergrund steht. Man versucht auch mehr und mehr Stoffe wiederzuverwenden um die Materialkosten niedrig zu halten und ein Bewusstsein fuer Umweltschutz zu schaffen, welches hier noch nicht ausgebildet ist: Es gibt zwar so gut wie keine Luftverschmutzung, weil es keine grossen Industrie- anlagen gibt, aber am Strassenrad liegt alles voll mit Dosen, Plasik- und Glasflaschen und diversem anderem Muell. So wuerde sich auch hier die Idee mit dem Holzspielzeug gut einfuegen, denn dazu reichen Holzreste aus Tischlereien der Grundstein zur Zusammenarbeit mit Penduka ist also auch gelegt. Sobald hier die grossen Sommerferien Anfang Januar zuende gehen (ja Namibia ist eines der wenigen Laender in denen man Weihnachten in den Sommerferien feiert) und ich dann hoffentlich auch mein Visum habe, kann ich voll durchstarten. Bis dahin muss ich wohl oder uebel Ferien machen, denn Kontakte zu den meisten anderen Organisationen sind schon aufgebaut, und koennen nicht vertieft werden, da viele selbst Ferien machen. Damit faellt alles organisatorisches weg, und einen praktischen Workshop koennte ich selbst mit Visum jetzt nicht anfangen, da fast alle unmotiviert sind, oder Ferien machen, es ist auch recht heiss zur Zeit, und die kuehlen Raueme der Roessing Foundation kann ich erst ab 4.1 nutzen. Viele fragen mich, wie ich mit der Verstaendigung klar komme. Offizielle Hauptsprache ist Englisch und das klappt auch einigermassen wenn die andere Seite auch bereit ist einen zu verstehen. Infoffizielle Hauptsprache ist Afrikaans, was viel Aehnlichkeit mit dem Flaemischen hat, aber auch viele deutsche und englische Woerter enthaelt. Das kann man zumindest Bruchweise verstehen, die jungen Leute sprechen aber alle Englisch. Ansonsten hat jeder Volksstamm, seien es die europaeischen oder afrikanischen, ihre eigene Sprache die sie hier sprechen. Die Namibiadeutschen sprechen also mindestens deutsch, englisch und afrikaans. Insgesammt ist also alles recht multikulturell hier: Sei es das Angebot in der Stadt: von deutschen Broetchen ueber traditionellem Biltong (Trockenfleisch) bis hin zum Hotdog, es gibt alles, oder sei es das dreisprachige (afrikaans, englisch, deutsch) Angebot in der Buecherei. ---------- 4. Dezemberericht (Ingo Frost, 1998 Windhoek, Namibia) ---------- In dem Novemberbericht heisst es, dass ich durch die deutsche Rechtsanwaeltin mein Visum bestimmt in der naechsten Woche bekommen werde. Dem war natuerlich nicht so. Sie hat meine Angelegenheit drei Wochen lang vor sich hergeschoben, und schliesslich einen Termin gesetzt, an dem Sie mich anrufen wollte, um mir den Stand Ihrer Bemuehungen zu nennen. Sie hat natuerlich nicht angerufen, und als ich dann angerufen habe, erfuhr ich, dass Sie bereits in den Ferien sei! - Naja wenigstens habe ich erfahren koennen wer im Ministerium fuer meinen Antrag verantwortlich ist. Nach mehreren Anrufen und zwei Besuchen im Ministerium "Home Affairs", hatte ich endlich das Visum und die Arbeitserlaubnis. Dann habe ich mich um die neuen Interessenten fuer Namibia gekuemmert und einen kleinen Namibiareisefuehrer fuer Jugendliche, die mit EDEJU hier nach Namibia kommen wollen, geschrieben. Zu ueber 25 Stichwoertern lassen sich hier Tips und Erfahrungen von mir nachlesen. Dieser "Zivifuehrer" wird in der naechsten Zeit auf der EDEJU-Homepage (http://edeju.home.pages.de) veroeffentlicht werden. Ich habe auch meinen gebrauchten Computer soweit eingerichtet und umgebaut, dass ich Texte schreiben und ausdrucken kann. Emails kann ich jetzt problemlos von zu Hause bearbeiten und von dem UNESCO-Educationcenter abschicken. Die ersten Holzpuzzel (Elefanten, Nielpferde, Krokodile, Giraffen und Hunde) liegen verkaufsfertig hinter mir. Zahlenpuzzel und Tangrams sind ebenfalls in Arbeit. Ich werde die Holzpuzzel wahrscheinlich an einen der Kindergaerten, die ich in der ersten Zeit hier erkundet habe, zu einem guenstigen Preis verkaufen. Ich werde Sie auf jeden Fall verkaufen und nicht verschenken, denn nur dann ist auch gewaehrleistet, dass auf Sie aufgepasst wird, und sie nicht verloren gehen. Weiter habe ich alles in die Wege geleitet, um nach den Ferien, also Anfang Januar beginnen zu koennen: - mit ein paar Jugendlichen aus Katutura, die mit Kindergaerten in Verbindung stehen, ein Laubsaege-Holzspielzeug-Workshop in den Raemlichkeiten der Roessing Foundation zu machen, - mit der Jugendabteilung der katholischen Kirche, die mehrere gemeinnuetzige Einrichtuingen fuer Kinder und Jugendliche unterhaelt (ebenfalls in Katutura), - und mit dem NYC (National Youth Council) und Penduka, die mit einem aehnlichen Konzept arbeiten wie EDEJU. Doch vorerst ist es sehr heiss, alle haben Ferien und sind verstaendlicher- weise sehr unmotiviert zu arbeiten. ---------- 5. Januarbericht (Ingo Frost, 1999, Windhoek, Namibia) ---------- In den letzten Wochen hat es endlich geregnet und die Buesche auf den Bergen und Huegeln rings um Windhoek bekommen gruene Blaetter. Ueberall spriessen Blumen aus dem Boden, die schon die ersten Knospen tragen. Mein Bericht ist diesmal etwas laenger geworden; deshalb habe ich ihn in mehrere Abschnitte unterteilt. Ich wuensche viel Spass beim Lesen! Viele sonnige Gruesse aus Namibia Ingo Frost 5.1 Neuigkeiten vom Monat Januar im Ueberblick Nach ueber 2 Monaten intensiver Vorbereitung und Ueberwindung diverser un- vorhersehbarer Schwierigkeiten faengt auch meine Arbeit endlich an die ersten kleinen Fruechte zu tragen. Dank der grosszuegigen Unterstuetzung durch Spenden fuer Holzwerkzeuge und Arbeitsmaterialien (Spendenkonto: Deutsche Bank, KTO 2829000, BLZ 68070030, Betreff: Spende fuer Namibia), konnte ich mit ein paar interessierten schwarzen Jugendlichen die ersten Holzspielzeug-Workshops in den Raeumen der Roessingfoundation und bei KAYEC (Jugendzentrum in Katutura) starten. Im Monat Januar konnte ich insgesamt 7 Workshop-Treffen bei Roessing, ein Treffen durch NYC und ein Einfuehrungstreffen in einem katholischen Jugend- zentrum leiten. Alles in allem wurden 20 Personen (hauptsaechlich jugend- liche Arbeitslose) in die Arbeitstechnik der Laubsaege eingefuehrt, und so konnten bisher ca. 35 kleine Spielzeuge hergestellt werden. Es handelt sich vorerst um einfache Holztierpuzzel (je aus 3-7 Teilen) die aus Sperrholz- resten von Tischlereien angefertigt worden sind. Mit Hilfe eines Loetkol- bens wurden einfache Strukturen sowie Gesichter auf die Puzzel aufgetragen und zum Teil mit speziellen Farben bestrichen und so auch konserviert. Ich konnte auch mit NaDS (Namibisch-Deutsche Stiftung) und so mit den "DDR- Jugendlichen" (Waisenkinder, die von der DDR aufgenommen wurden und dort aufwuchsen) Kontakt aufnehmen, denn sie haben zusammen mit Frau Hopf hier in Namibia den "Ossi-Club" gegruendet. Am 26.1 war die Hauptversammlung, und ich habe mein Spielzeugprojekt vorgestellt. Mehrere waren interessiert, und ich hoffe dass sie mal bei meinem Roessing Workshop vorbeikommen. Mit der Hans Seidel Stiftung habe ich auch eine Zusammenarbeit aufgenommen. So habe ich erfahren, dass von der HSS viele Kindergaerten durch Sach- leistungen unterstuetzt werden. Eventuell sind sie bereit von meinen an- gehenden jungen Spielzeugfabrikanten Holzspielzeug zu kaufen, um es an finanzschwache Kindergaerten in Katutura zu vergeben. In dem letzten Bericht kuendige ich eine Zusammenarbeit mit PENDUKA an. Jeder Anfang ist schwer und letztes Jahr hatte ich die Chance die ganze Projektidee einer Mitarbeiterin zu erklaeren und ihr ein paar Beispiele zu zeigen. Leider habe ich jetzt erfahren, dass diese Mitarbeiterin nicht mehr bei PENDUKA arbeitet. Ich habe mir also einen neuen Ansprechpartner gesucht und fuehre jetzt konkrete Projektplanungen durch. Weiter konnte ich das erste Spielzeug (7 Holzpuzzel mit afrikanischen Tieren) zu einem guenstigen Preis an einen Kindergarten in Windhoek ver- kaufen und ein wenig Spielzeug an Muetter, die in einem anderen Kinder- garten arbeiten. Ich bin auch dabei einen Wochenendworkshop bei KAYEC vorzubereiten, auch wenn KAYEC mich anfangs aus Desinteresse mehr oder weniger abgelehnt hat. Als aber die KAYEC-Mitarbeiter in den Workshop mit NYC "reingeschnuppert" haben, sind sie von der Idee und meinem Projekt doch noch ueberzeugt worden. Es ist erstaunlich wie schnell manche junge Namibier lernen mit der Laub- saege umzugehen. Bei dem einen Treffen hat zum Beispiel der eine nach einer halben Stunde Einfuehrung seinen Namen auf das Holz aufgezeichnet und sehr geschickt und gleichzeitig zuegig ausgesaegt, obwohl er das erste Mal eine Laubsaege in der Hand hatte und vorher nicht mit Holz gearbeitet hatte. Alles faengt jetzt an zu meiner Zufriedenheit und ohne weitere groessere Probleme anzulaufen. 5.2 Das Holzspielzeugprojekt bei der Roessing Foundation Hauptzielsetzung dieses Projektes ist Wissen zu vermitteln, welches arbeits- losen Jugendlichen ermoeglicht Spielzeug zu entwerfen, herzustellen und eigenstaendig zu verkaufen (learning by earning). Bevor das allerdings klappen kann, muss genug Uebung und Erfahrung innerhalb des woechentlichen Workshops gesammelt werden (learning by doing). Die zweite Zielsetzung ist die Verbreitung von qualitativ und paedagogisch hochwertigem und gleich- zeitig preisguenstigem Spielzeug, um den Selbstlernprozess bei spielenden Kindern zu erweitern und zu foerdern (learning by playing). Die dritte Zielsetzung ist der Aufbau einer sich selbst organisierenden und sich finanziell selbsttragenden Selbstlerngruppe, um Ideen auszutauschen und das Projekt altersuebergreifend fortzufuehren. Gluecklicherweise hat die Roessing Foundation in Ihrem Bildungszentrum in Khomasdal uns einen Raum am Montag und Mittwoch Nachmittag kostenlos bereitgestellt. Ich habe mich von Anfang an um eine persoenliche und lockere Atmosphaere unter den Teilnehmern dieses Projektes gekuemmert, denn in erster Linie soll das Lernen und Arbeiten Spass machen. Inzwischen kann man die Beziehungen der Workshopmitglieder schon als freundschaftlich be- zeichnen und wir versuchen im Team zusammenzuarbeiten. Bei den ersten Treffen habe ich den Jugendlichen gezeigt wie man mit der Laubsaege umgeht, ich habe dabei festgestellt, dass sie gegenseitig "abge- guckt" haben und sich so immer verbessern konnten. Aus diesem Grunde arbeite ich auch mit der manuellen Laubsaege, denn so sehen sie wie zuegig man arbeiten kann, wenn man ein wenig Uebung hat. Fuer viele war auch das Puzzel neu und ich habe gezeigt wie einfache Holz- puzzel entstehen, und wie man Tierpuzzel mit Gesicht versieht (mit Loet- kolben einbrennen). Weiter haben die zukuenftigen Spielzeughaendler sich kleine Visitenkarten in Tierform (Sperrholz) angelegt und die erste Spiel- zeugpalette angefertigt, die als Anschauungsmaterial dienen soll, sodass dann die Kindergaerten Spielzeug bestellen koennen. Ansonsten wurde das Spielzeug bunt bemalt und neue Ideen gesammelt und zum Teil schon umgesetzt. Ich selbst habe inzwischen viele potentielle Kunden fuer das Spielzeug fin- den koennen, halte mich aber ein wenig zurueck, denn einer aus dem Workshop ist recht nahe daran einen kleinen Spielzeugauftrag selbst ans Land zu ziehen. Die Workshops sollen so organisiert sein, dass sie sich selbst finanzieren. Wie aber soll ein Jugendlicher fuer ein Workshop aufkommen wenn er kein Geld hat? Ganz einfach: Er stellt jedesmal zusaetzlich ein kleines Holz- puzzel her mit dem er mich "bezahlt", und so gleichzeitig der Entwicklungs- philosophie "Hilfe nur gegen Gegenleistung" nachkommt. Das Spielzeug kann ich dann durch meine Kontakte verkaufen und mir so zumindest mein taeglich Brot verdienen. In jedem Projekt gibt es natuerlich auch Schwierigkeiten und Problme, die ich hier nicht verschweigen moechte. Das erste was ich festgestellt habe, ist dass es am Anfang immer heisst "Ja gerne auf jeden Fall!", aber wenn es dann an die Umsetzung geht, klappt es doch nicht: Mehrere Jugendliche kommen nur unregelmaessig, mehrere Kunden ziehen Ihren Speilzeugauftrag zurueck, weil Ihnen ploetzlich einfaellt, dass sie doch nicht genug Geld haben. 5.3 Workshops und Zusammenarbeit mit NYC (National Youth Council) Inzwischen kenne ich fast alle Mitarbeiter von NYC (National Youth Council), denn ich bin fast alle 2 Tage dort. Von hier werden Projekte organisiert, denn NYC ist eine Dachorganisation, die anderen bei der Reali- sation von Jugendprojekten hilft. So konnte ich durch den Medienbeauftrag- ten von NYC mein Projekt bei dem Radiosender KCR (Katutura Comunity Radio) in einem Live-Interview vorstellen. Ueber einen anderen Radiosender hat NYC den Workshop ebenfalls vorgestellt und so, mit durchschlagendem Erfolg In- teressenten geworben: Weit ueber 30 Jugendliche haben sich inzwischen mit NYC in Verbindung gesetzt. Der erste Holzsaegeworkshop zusammen mit NYC fand mit 10 Jugendlichen in einem Raum von KAYEC (Katutura Youth Enterprise Center) statt. Ich habe ihn etwas anders durchgefuehrt als meine Roessing- Workshops: Ich habe mich sehr mit meinen eigenen Ideen und Vorschlaegen zurueckgehalten, sodass viele Ihre eigene Phantasie eingesetzt haben. Auf diese Weise haben die Jugendlichen von sich aus gesehen wie vielseitig die Moeglichkeiten sind. Es sind z.B. Bilder (mit Loetkolben in Holz einge- brannt) angefertigt worden, aus Holz ein Namensschild, ein Herz, ein Delphin und noch ein paar andere neue Dinge. In der letzten Woche habe ich zusammen mit NYC nach Moeglichkeiten gesucht diesen Workshop woechentlich durchzufuehren und das moeglichst an einem Ort den alle Teilnehmer zu Fuss erreichen koennen. Naechste Woche wird es damit konkret. Es kam auch die Idee auf, den Workshop in den laendlichen Gebie- ten durchzufuhren. 5.4 Kooperation mit der katholischen Kirche Ein anderer Partner ist die katholische Kirche, genauer die Jugendabteilung mit Ihrem Jugendzentrum in Katutura. Leider hat dieses erst in der letzten Januarwoche wieder geoeffnet, sodass der praktische Teil der Zusammenarbeit erst jetzt beginnen konnte. Ich werde mit ein paar Jugendlichen, die selbst Jugendgruppen leiten, naechste Woche auch ein Holzspielzeugprojekt starten. ---------- 6. Februarbericht (Ingo Frost, 1999, Windhoek, Namibia) ---------- 6.1 Neuigkeiten vom Monat Februar im Ueberblick In diesem Monat habe ich mich, was die Projekte und Workshops anbelangt, hauptsaechlich um das Projekt an der Roessing Foundation ("Produktion und Verkauf von Holzspielzeug") gekuemmert. Letzten Mittwoch habe ich beispiels- weise eine Reporterin von einer Tageszeitung eingeladen, und so auch hier in Namibia die Oeffentlichkeitsarbeit ueber die Zeitungen begonnen. Das andere Holzspielzeugprojekt, was ich in einem katholischen Jugendzentrum in Katutura angeboten hatte, habe ich nach dem 2. Treffen aufgegeben: Am Anfang waren 6 Jugendliche wirklich interessiert und wollten zum ersten Treffen kommen, 4 davon sind dann tatsaechlich gekommen. Als beim naechsten Treffen nur noch 2 erschienen, habe ich ihnen erklaert, dass sie gerne zu meinem Projekt an der Roessing Foundation kommen koennen, aber ich werde fuer 2 Personen keinen extra Workshop anbieten. Diese Entscheidung hat sich dann als richtig erwiesen, denn die beiden sind nicht zur Roessing Foundation gekommen, und waeren wohl auch nicht zu einem dritten Treffen in dem katholischen Jugendzentrum gekommen (obwohl sie nach eigener Aussage sehr interessiert waren und auf jeden Fall kommen wollten). Da ich mich hier nicht nur um meine Projekte und Workshops kuemmere, sondern auch gleichzeitig der EDEJU-Koordinator bin, habe ich mich in diesem Monat wieder mehr um neue Kontakte und um Organisatorisches bemueht: Die offizielle Kooperation zwischen EDEJU-Deutschland und NYC steht jetzt, und somit ist der Grundstein fuer weitere themen- und landesuebergreifende EDEJU-Workshops und Projekte gesetzt. Ich habe auch mit diversen Vertretern von anderen Organisationen, die in der Jugendarbeit und Ausbildung taetig sind, gesprochen und die Moeglichkei- ten einer potentiellen Zusammenarbeit ergruendet und zum Teil eingeleitet. Ebenfalls bin ich mit dem Ministerium fuer Jugend und Sport in Kontakt getreten, das in Zukunft einer der wichtigsten Partner von EDEJU in Namibia werden koennte. 6.2 Das Holzspielzeugprojekt bei der Roessing Foundation Zwei bis drei Mal pro Woche mache ich mich mit meinem Fahrrad auf den Weg raus nach Khomasdal zu der Roessing Foundation. Man faehrt durch die Strassen wie ueberall sonst auch, doch hier in Khomasdal sieht alles einwenig aermlicher und trostloser aus, als in den reicheren Stadtteilen. Staub, Schmutz, Steine und Scherben liegen am Wegesrand. Die Haeuser sind zwar weitestgehend aus Stein gebaut und manche haben auf ihrem kleinen Grundstueck sogar einen Baum oder ein paar Pflanzen stehen, doch oft sieht es einfach erbaehrmlich aus: Die Farbe blaettert ab, niemand scheint einen Sinn dafuer zu haben, alles in Stand zu halten, zu pflegen oder einfach einen kleinen Garten anzulegen. Wenn ich am Abend, wenn die Sonne nicht mehr brennt, Richtung mein zu Hause fahre, sehe ich neben mir auf einem brachliegenden Schotterfeld eine Gruppe Jugendlicher Fussball spielen. Sie scheinen recht gut zu sein und manche haben sich sogar mit Pappe, Zeitung und Klebeband Knieschoner gebastelt. In meinen Gedanken zu meinen Holzspielzeugprojekten vertieft, fahre ich an Ihnen vorbei und merke immer deutlicher, dass es sehr schwierig wird der ur- spruenglichen Zielsetzung, naemlich Hilfestellung beim Aufbau von kleinen eigenstaendigen Unternehmen zu leisten, nachzukommen. Es scheint starke Un- terschiede in der Mentalitaet zu geben, die sich so auswirken, dass Euphorie oft nur kurzfristig wirkt, und viele nach ein paar Treffen einfach nicht mehr kommen, oder einfach nicht die Notwendigkeit sehen laengerfristig zu lernen und zu planen, um besser ueber die Runden zu kommen. Diejenigen die nicht kommen wollen, sollen ruhig wegbleiben, denn nur wenn man aus eigenem Antrieb kommt, Intresse und den Willen etwas erreichen zu wollen mitbringt, hat man eine Chance etwas zu erreichen. Wer selbst nichts aus seinem Leben machen will, dem hilft der beste Workshop nicht. Momentan ist es ungefaer so, dass 30 Jugendliche die Grundtechniken der Laubsaege und von einfachem Spielzeug kennengelernt haben. 10 davon sind mehr als einmal gekommen und haben gelernt einfaches Spielzeug herzustellen und einer von den 30 ist so oft gekommen, dass er jetzt seine eigenen kleinen Spielzeugauftraege einholt und bearbeitet. Das ist der erfreuliche Teil des Projektes: Die Jugendlichen versuchen mehr Ihren eigenen Teil beizutragen, und kuemmern sich manchmal sogar darum Holz- reste von Tischlereien und neue Ideen mitzubringen. Am Mittwoch vor einer Woche habe ich 2 Jugendlichen, die regelmaessiger kom- men, Laubsaegen, Holz und Muster uebers Wochenende ausgeliehen. Am Montag haben die beiden Ihr erstes allein hergestelltes Spielzeug praesentiert, und ich war sehr angenehm ueberrascht, langsam werden die beiden immer geschick- ter und schneller im Umgang mit der Laubsaege. 6.3 Ziele und Planungen von weiteren Projekten In diesem Monat war ich 3 Mal beim Ministerium fuer Jugend und Sport, um als EDEJU-Koordinator fuer Namibia EDEJU und meine Projekte vorzustellen, EDEJU als gemeinnuetzige Organisation in Namibia einzutragen und eventuell eine Kooperation aufzubauen. Da ich auf Seiten dieses Ministeriums auf grosses Interesse und Hilfsbereitschaft gestossen bin, habe ich dem Kooperationsan- trag besonders viel Muehe gewidmet, und den fast 10-seitigen Antrag abgege- ben. Ueber dieses Ministerium koennte man zusammen mit den Jugendzentren im ganzen Land neben Holzspielzeugprojekte auch in anderen Bereichen EDEJU durch weitere junge deutsche Ersatzdienstleistende etablieren. Da die Mitgliederzahl in meinem Roessing Workshop immer weiter sinkt, oder anders gesagt, nur noch die wirklich interessierten da sind, habe ich be- schlossen einen Einfuehrungskurs bei KAYEC, einem Jugendzentrum in Katutura zu geben. Dieser Kurs soll zwei Tage (Vor- und Nachmittags) stattfinden und den Jugendlichen und jungen Arbeitslosen eine Vorstellung von dem vermitteln, was man mit einfachen Mitteln (Sperrholz, Laubsaege, Farben) und guten Ideen an Spielzeug machen kann. Alle die sehr interessiert sind koennen dann ihr Wissen in dem Projekt bei der Roessing Foundation vertiefen. Diesmal wird es auch so sein, dass ich diese 5 Zweitaegigen Workshops nicht alleine, sondern mit einem aus meinem Roessing Foundation Projekt zusammen leite, um so wei- terzuvermitteln, wie man so einen Workshop aufbaut und wie man sich am bes- ten gegenueber der Teilnehmer verhaelt. Die finanzielle Frage ist diesmal etwas anderes geloest, weil wir ja nur mit Anfaengern arbeiten und keine Gegenleistung in Form von selbstgemachten (ver- kaufbaren) Spielzeug erwarten koennen. So muessen die Teilnehmer eine kleine Gebuehr bezahlen, und der andere Teil der Kosten wird durch KAYEC gesponsort. Ich bemuehe mich auch meine Kenntnisse im Bereich Computer und Internet Ju- gendlichen in Namibia zu vermitteln. Generell ist es sehr schwierig soetwas in einer Schule anzubieten, wenn man nicht ausgebildet ist, doch EDEJU hat eine Empfehlung von dem Auslandsschulenreferat in Bonn. Ich habe also eine Vorstellung und eine Projektbeschreibung an eine deutsche Schule hier in Windhuk geschickt. Der verantwortliche Informatiklehrer scheint sehr inte- ressiert zu sein, und ich werde mich naechste Woche mit Ihm treffen, und eventuell mit Ihm zusammen eine ausserschulische Arbeitsgemeinschaft starten. Moeglicher Weise lassen sich innerhalb des Heinz Stoeber Seminars Spielzeug- projekte zusammen mit der lutherischen Kirche durchfeuhren. Im Maerz werde ich den Workshop bei Penduka anlaufen lassen, wenn alles auf Seiten von PENDUKA klappen sollte - mehr dazu im naechsten Bericht. 6.4 Homepage Dank Jan Spangenberger hat EDEJU-Namibia jetzt eine eigene Internetadresse, unter der in Zukunft eine mehrsprachige EDEJU-Namibia Dokumentation der Arbeit von mir und meinen Nachfolgern abgelegt werden wird. Da ich momentan noch der einzige EDEJU-Pionier in Namibia bin, wird vorerst meine eigene Homepage auf diesen Seiten zu finden sein. Dies ist uebrigens eine aktualisierte Version mit noch mehr Informationen, ein paar Fotos von meiner Arbeit. Auch ist ein Brief von mir an den Bundeskanzler Schroeder dort veroeffentlicht, es lohnt sich also mal wieder vorbeizuschauen: . ---------- 7. Maerzbericht (Ingo Frost, 1999, Windhoek, Namibia) ---------- 7.1 Neuigkeiten vom Monat Maerz im Ueberblick Anfang des Monats konnte durch eine Spende das erste Spielzeug an den Erno- Gauerke-Kindergarten in Katutura ueberreicht werden. Das Besondere an dem Spielzeug ist, dass es als Auftrag innerhalb des Holzspielzeugprojektes bei der Roessing Stiftung hergestellt wurde. Es handelt sich um 7 afrikanische Tiere, je als Holzpuzzel, und ein Brett mit herausnehmbaren, buntangemalten Zahlen, da in dem Kindergarten auch eine Vorschule ist. Viel Muehe hat auch das Zusammenstellen der Unterlagen ueber EDEJU-Namibia fuer neue Interessenten gemacht. Zum Glueck wird Tilman Sobek sich in Deutschland darum kuemmern aus diesem Material eine Infomappe fuer Zivil- dienstleistende anfertigen, die interessiert sind nach Namibia zu kommen. Uebrigens scheint es schon 3 junge Deutsche zu geben, die ernsthaft versuchen auch an EDEJU-Namibia mitzuarbeiten und Ihre eigenen Projektideen vorbereiten. Ich habe auch versucht ein Computerprojekt zu starten, bisher ohne Erfolg, doch es geht langsam Schritt fuer Schritt weiter. Idee ist es ein oeffent- liches Computerzentrum aus gebrauchten Computern aufzubauen, und so die Moeglichkeit fuer Jugendliche zu eroeffnen, sich mit Computern zu beschaef- tigen und in die Grundlagen der Textverarbeitung, Hardware und Betriebssystem einzufuehren. Eventuell nutze ich vorerst den Computerraum von der Roessing Stiftung, um allgemeine Kurse fuer Interessierte anzubieten. Vielleicht treffe ich auf diese Weise auf Jugendliche, die mir bei der Realisation eines edejukativen Computerprojektes behilflich sind und eigene Ideen mitbringen. 7.2 Oeffentlichkeitsarbeit Am 3. Maerz 1999 ist in der Allgemeinen Zeitung (deutschsprachige Tageszei- tung in Namibia) ein grosser Artikel ueber mich und meine Arbeit erschienen. Auf diese Weise bin ich auf interessante Leute gestossen, und viele der "deutschsprachigen Namibianer" kennen mich jetzt, doch das reicht natuerlich nicht. Ich habe also versucht mit der populaersten englischsprachigen Zeitung "The Namibian" und einer dritten Tageszeitung Kontakt aufzunehmen. Beide sprachen grosses Interesse aus, doch bei den 3 Terminen an denen ich sie ein- geladen hatte, das Projekt bei der Roessing Stiftung zu besuchen, ist keiner der Redaktuere gekommen. Schade, denn ich erhoffe durch Artikel an mehr Ju- gendliche zu gelangen, die sich fuer Holzspielzeug und Holzarbeiten interes- sieren. 7.3 Kontakte zu den Ministerien In diesem Monat habe ich nochmal so richtig zu spuehren bekommen, wie kompli- ziert und zum Teil unfaehig die Ministerien hier sind. Nachdem der Koopera- tionsantrag vom Ministerium fuer Jugend und Sport ohne Begruendung abgelehnt worden ist, wollte ich wenigstens EDEJU hier als Jugendorganisation bei dem Ministerium beantragen. Nachdem mir gesagt wurde, dass dies kein Problem waere, ich alle Papiere vorbereitet und Formulare ausgefuellt hatte, wollte ich am 23.3 alles einreichen. Doch ploetzlich hiess es, dass ohne offizielle Kooperation keine Registration moeglich waere, und da ich nicht namibischer Buerger waere, koenne ich erst recht keine Organisation gruenden. So leicht lass ich mich aber nicht unterkriegen, und da mir niemand eine Begruendung geben kann, warum keine Kooperation moeglich ist, werde ich mich mit dem Minister fuer Jugend treffen und ihn nach den Gruenden persoehnlich fragen, da er auch dabei war, als der Kooperationsantrag abgelehnt wurde. Am gleichen Tag habe ich versucht EDEJU an anderen Ministerien zu regestrieren. Zuerst am Wirtschaftsministerium: Dort kann man eine oeffentliche, nicht auf profit ausgerichtete, Firma eintragen lassen. Das geht aber nur mit einem Anwalt und der kostet ein kleines Vermoegen. Dann war ich beim Gesundheits/Sozialministerium, doch leider war die Beamtin, die fuer die Registration von Organisationen verantwortlich ist im Urlaub und kommt erst spaeter zurueck. Moeglicherweise fragt sich der Leser warum ich ueberhaupt versuche EDEJU zu regestrieren: Offiziell duerfte ich nichteinmal einen Brief (mit Absender EDEJU-Namibia) schreiben, geschweigedenn Zertifikate fuer die Teilnehmer meiner Projekte ausschreiben, noch Spenden in Namibia erhalten. Mein Visum ist ja gluecklicherweise genehmigt worden, es fehlte nur noch der Stempel im Passport. Dafuer braucht so ein Ministerium immerhin 2 Wochen, sagen sie zumindest. In der Realitaet sieht das etwas anders aus, denn ich warte inzwischen schoh fast 4 Wochen, und habe mit ca. 5 Beamten deshalb gesprochen, ca. 10 Telefonate gefuehrt und war zweimal dort - ohne Erfolg. Man wird von einem zum anderen geschoben, zum Teil widersprechen sich die Aussagen, oft sind die entsprechenden Beamten gerade nicht da. Uebrigens habe ich inzwischen den Stempel und den Passport auch zurueck. 7.4 Holzspielzeugprojekte Bei KAYEC habe ich mehrere Male angerufen, um herauszufinden, wie es um die Realisation meines Projektvorschlags steht. Es scheint viel Zeit zu brauchen solche Entscheidungen zu treffen. Doch wenn KAYEC wirklich Interesse haette, sollte es schneller gehen. Ich werde mit dem Vorsitzenden von KAYEC in der naechsten Zeit mal sprechen. Der neue Ansprechpartner bei PENDUKA war mehrere Wochen krank, und ist jetzt in den Urlaub gefahren, doch er steht noch recht positiv zu den Projektideen und ich bin recht optimistisch, dass das noch etwas wird. Durch meinen Zeitungsartikel bin ich doch tatsaechlich wieder mit der katho- lischen Kirche in Kontakt gekommen. Das war so: Die Leiter der katholischen Aids Gruppe haben von meinem Projekt in der Zeitung gelesen und waren sehr begeistert (seltsam, dass sich innerhalb der katholischen Kirche meine Ideen immernochnicht herumgesprochen haben). Sie haben dann an einem Nachmittag mein Holzspielzeugprojekt besichtigt, und wollten unbedingt etwas aehnliches auch bei sich machen. Ich habe sofort vorgeschlagen, dass ,ich mit dem Fortgeschrittensten aus meinem Projekt, so einen Workshop auch fuer die katholische Aids Gruppe anbieten koennte. Innerhalb von meinem Holzspielzeugprojekt bei der Roessing Stiftung laeuft alles recht gut, denn inzwischen sind drei junge Namibianer in der Lage verkaufbares Spielzeug herzustellen, was bei der Neuen sehr viel Geduld gekostet hat, da sie in Ihrer Entwicklung ein wenig zurueckgeblieben ist. Bei vielen kommt hinzu, dass wenn man fragt ob sie alles verstanden haben, was man gerade erklaert hat, grundsaetzlich mit ja antworten. Sagten sie "nein", verletzten sie Ihre eigene Ehre, weil sie denken sie wuerden so zugeben, dass sie dumm waeren. Es hat also viel Ueberzeugungskraft gekostet, zu ver- mitteln, dass es keine Schande ist, wenn man etwas nicht verstanden hat, und auf jeden Fall nachfragen darf und auch soll. Wir sind jetzt dabei intensiv Spielzeug zu produzieren, um es auf dem Strassenmarkt am 3. April zu verkaufen. Es ist dabei eine Freude mit anzusehen, wie die kleine "Selbst- lerngruppe" in diesem Projekt zumindest ansatzweise und zeitweilig funktio- niert. Es gibt keinen Lehrer, die Erfahrenen helfen Anfaenger einzufuehren. Zum Teil werden sogar untereinander Tricks und Tips ausgetauscht. PS: Manche werden es bemerkt haben, die angekuendigte neue Homepage auf der neuen Adresse funktioniert noch nicht. Voraussichtlich wird es doch eine andere Adresse werden und noch ein wenig Zeit brauchen. ---------- 8. Aprilbericht (Ingo Frost, 1999, Windhoek, Namibia) ---------- 8.1 Sonntaegliche Eindruecke Es ist Sonntagnachmittag am 25. April, und waehrend ich um 9.00 aufgestanden und mit meinem Fahrrad zu einer kleinen Gemeinde im tiefen Katutura gefahren bin, um dort ein neues kleines Spielzeugprojekt vorzubereiten, schlafen sich die Zivildienstleistenden in Deutschland aus. Gleichzeitig zweifelt das Bun- desministerium fuer FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN und JUGEND an der gemeinnuetz- igkeit von EDEJU. Wie auch immer, ich bin also mit meinem Fahrrad auf dem Weg zum Sowetomarket in Katutura, wo ich auf Pastor Nelumbu von der evange- lisch-lutherischen Kirche treffe. Heute ist Gottesdienst. Was das bedeutet habe ich erst begriffen, als ich da war: In einer kleinen Halle, die nur mit einem Kreuz innen und aussen geschmueckt ist und einen kleinen Altar hat, treffen sich die ehemaligen Minenarbeiter und ihre Familien, die seitdem ihre Miene im Norden nicht mehr in Betrieb ist, weitestgehend alle nach Windhoek gezogen sind - so auch der Pastor, bei dem sonntaegigen Gottesdienst. Die einfache Kirche ist randvoll; da die Baenke keinen Platz fuer alle bieten, haben einige ihren eigenen Stuhl mit- gebracht oder sitzen auf dem Boden. Sie sind in ihrer allerbesten Kleidung gekommen. Viele Maenner sehen aus wie europaeische Businessmaenner und die Frauen sind mit ihrem teuersten Schmuck behaengt. Der fast 3 stuendige Gottesdienst wird in Oshivambo gehalten. Jeder hat ein "oshivamboisches" Gesangbuch und manche sogar eine Bibel. Ich bin natuerlich laengst aufge- fallen mit meiner weissen Hautfarbe und der Tatsache, dass ich voellig falsch (Short&Shirt) gekleidet bin. Der Pastor, den ich bereits letzte Woche gesprochen habe, hat mich inzwischen auch entdeckt, stellt mich der Gemeinde vor, und nun geht es mit allen Kindern (ca. 30!) und zwei aelteren Betreuerinnen zu dem Marktplatz, wo mehr Platz ist. Ich zeige also den Kindern ein paar einfache Puzzel, und saege vor ihren Augen ein neues Puzzel aus. Nun haben die Kinder und die Betreuer gesehen worum es geht, nun koennen wir versuchen alle zusammen ein kleines Projekt zu starten. Die eine Betreuerin wird Holz mitbringen, der Pastor wird einen grossen Tisch organisieren und ich bringe die Saegen und vielleicht auch jemanden aus meinem Workshop mit, sodass wir dann demnaechst richtig loslegen koennen. Es geht jetzt aber nicht primaer darum kleine eigenstaendige Spielzeugproduzenten auszubilden, sondern es soll erstmal nach dem Motto "Wir machen unser eigenes Spielzeug" gehen, und auf diese Weise Faehigkeiten, Phantasie und "learning by playing" gefoerdert werden. 8.2 Zusammentreffen mit Herrn Kraus Kommen wir nun zu dem diplomatischen Teil. Am 18. April bin ich mit dem Aus- schuss fuer wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zusammengetroffen und habe mein Projekt sowie meine bisherigen Erfahrungen vorgetragen. Der Vorsitzende Herr Rudolf Kraus, war nach dem Zusammentreffen mit Herrn Wolf- gang Helmeth (Leiter von EDEJU-Deutschland) in Bonn, sehr daran interessiert mit einem EDEJU-ler vor Ort zu sprechen, was sich in Namibia angeboten hat, da der Ausschuss in der Woche diverse Projekte hier besucht hat. Das Gespraech ist sehr positiv verlaufen, und ich habe auch meinen 34 Seiten starken Halbjahresbericht vorlegen koennen, der meine Arbeit der letzten 9 Monate wiedergibt und gleichzeitig in die EDEJU-Thematik einfuehrt. Der Ausschuss war sehr ueberrascht, dass EDEJU und der "Andere Dienst im Ausland" nicht durch die Bundesrepublik Deutschland finanziell unterstuetzt wird. Sie werden sich dafuer einsetzen. Ich hatte auch den Eindruck, dass sie nun von EDEJU staerker ueberzeugt sind. 8.3 Puppentheater Diesmal habe ich alle nur moeglichen Kontakte eingesetzt, um etwas ueber Puppentheater in Windhoek herauszufinden, und namibische Jugendliche zu treffen, mit denen man ein mobiles Puppentheater aufbauen koennte. Neben zwei Studenten und Freunden von mir (aus Kenia und Tansania) bin ich auf das "Theater in the park" und vielen engagierten Menschen getroffen. Auch konnte ich mich mit jemand vom Mehrzweckjugendzentrum in Katutura, der dort ein Theaterprojekt leitet, treffen. Neues ist in Vorbereitung. 8.4 Neue Holzspielzeug-Projekte Neben dem Holzspielzeugprojekt bei der evanglischen Kirche in Katutura, sind zwei weitere Projekte vorbereitet und ruecken immer naeher. Ich habe mehrere Male Jacob Smit von der "Catholic Aids Action" gesprochen und ein Projekt fuer eine Jugendgruppe dort ausgearbeitet. Nun wird nur noch ein Termin zum anfangen gesucht, was momentan ein wenig schwer ist, da gerade Schulferien sind und viele ihre Familien oder Bekannte im Norden besuchen. Durch Pastor Nelumbu bin ich an eine Dame vom Ministerium fuer Grundbildung und Kultur gelangt, die wiederum enge Kontakte zu einem Jugendzentrum. u.a. fuer Strassenkinder, hat. Sie hat mein Projekt bei der Roessing Stiftung angesehen und war positiv ueberrascht. So wurde die Idee geboren etwas aehnliches auch fuer die Strassenkinder innerhalb dieses Jugendzentrums in Khomasdal auf die Beine zu stellen. Inzwischen habe ich zweimal Lehrer und Betreuer getroffen und Projektideen aufgestellt. Man koennte z.B. auch mit dem Tischlerprojekt, oder dem Kunst- projekt zusammmenarbeiten. Wenn nun alles mit den Vorgesetzten besprochen ist, koennte es schon nach den Ferien losgehen. 8.5 Das Holzspielzeugprojekt bei der Roessing Foundation Anfang des Monats lief dieses Projekt sehr schlecht, da Peter, der sein erstes Geld als Spielzeugproduzent selbstaendig verdient und auch genug neue Auftraege hatte, abgesprungen ist. Er hat jetzt einen (Buero-)Job bei einer Versicherungsfirma - Schade um seine Begabung mit den Haenden zu arbeiten. Auf meine Bemerkung hin, dass so wie ich die Namibianer bisher kenne, eher keine Versicherung abschliessen, sagte er, dass viele in dem Punkt leider zu bloed waeren. Auf die Frage ob er denn eine Versicherung haette, antwortet er mit nein. Mit dem Schuelerberater der Roessing Stiftung zusammen, haben wir neue Teilnehmer gesucht und tatsaechlich 5 neue Gefunden. Diesmal habe ich etwas anders angefangen, und von Anfang an einen offenen Dialog gefoerdert, um allen bewusst zu machen, dass sie selbst das Projekt sind und sie dadurch eine gute Chance haben etwas zu lernen und Geld zu verdienen, denn bisher scheinen viele diese Chance nicht selbst erkannt zu haben. Bis heute ist einer von denen immerwieder erschienen, bei den anderen weiss ich nicht genau, ob sie in den Ferien sind danach wiederkommen. Diese neuen habe ich zusammen mit Shilvanus eingearbeitet, wobei Shilvanus (obwohl akademisch sehr zurueckgeblieben) das erste Mal wirklich etwas wie ein "Ansehen" hatte und mehr wusste als die anderen, und ist so richtig aufgeblueht. Zu dritt haben wir einen Spielzeugauftrag bearbeitet und der eine Neue hat zu Hause in Eigenarbeit einen Hampelmann zusammengebaut und bemalt. 8.6 Computerprojekt Leider hat die DHPS meine mehrfachen Anfragen zu den gebrauchten Computern nicht beantortet, so habe ich die Spenden letzten Monats vorerst fuer neue Farben, Werkzeuge und Holz eingesetzt. Gluecklicherweise habe ich einen Jugendlichen getroffen, der schon recht fitt in Sachen Computer ist, und mit dem ich wahrscheinlich ein Homepageprojekt starten werde. Da ich in dem Bereich sehr viel Erfahrung habe, kann er vieles von mir lernen, was man braucht, um Oeffentlichkeitsarbeit im Internet fuer kleine Firmen und Organisationen umzusetzen. 8.7 EDEJU-Namibia Koordination und Dokumentation Wie schon in 2. angesprochen habe ich Anfang dieses Monats einen Halbjahres- bericht entworfen und geschrieben. Bisher gibt es nur einzelne gedurckte Versionen, da dieser Bericht ein Zwischenbericht ist. Man kann Ihn auch ueber meine Homepage herunterladen (/members.aol.com/coolfrost/nam_dl.htm). Diese Homepageversion ist in diesem Monat vollstaendig ueberarbeitet, erweitert und ausgebaut worden und in jedem Fall sehenswert! Mit Tilan Sobek zusammen wurde ein "Tutorkonzept" entworfen, bei einer Onlinekonferenz diskutiert und im Internet verfoeffentlicht unter . Es soll die Moeglichkeiten fuer die Vorbereitung und Einfuehrung in EDEJU neuen Interessenten fuer Namibia verdeutlichen und vor Augen fuehren. ---------- 9. Maibericht (Ingo Frost, 1999, Windhoek, Namibia) ---------- 9.1 Zusammen anpacken In den letzten Berichten ist bereits ein neues Projekt mit der Jugendgruppe der "Catholic Aids Action" angesprochen worden. Ich konnte mir nie genau vorstellen worum es gehen wird, und war eher pessimistisch eingestellt, was das Entstehen eines guten Projektes anbelangt. Umsomehr war ich positiv ueberrascht, als ich das erste Mal mit den Jugendlichen gesprochen habe. Es handelt sich um eine Gruppe aus jungen arbeitslosen Maennern zwischen ca. 20 und 25 Jahren. Die meisten sind HIV-positiv, wie mir der Leiter der Gruppe vorher mitteilte. Ich habe mit kraenklichen, aus der Gesellschaft ausgestossenen (*), unmotivierten Aussenseitern gerechnet und bin auf eine froehliche, hochmotivierte und sehr begabte Jugendgruppe getroffen. Man konnte auch deutlich etwas wie eine Harmonie in der Gruppe spuehren: Gegenseitige Anerkennung, Respekt untereinander und der sprudelnde Wille, zusammen anzupacken und etwas zu erreichen. Beim ersten Treffen konnten alle die Saegetechnik und einige Spielzeugideen erlernen, doch wichtiger ist, dass schon jetzt die eigenen Staerken versucht worden sind in der Arbeit mit der Laubsaege umzusetzen; neue Ideen und erste eigene Entwuerfe sind entstanden. Beim zweiten Treffen haben mehrere Holz mitgebracht und bereits die ersten verkaufbaren Spielzeuge hergestellt und mich gefragt, wo sie eine eigene Saege kaufen koennen. (*) Anmerkung: Wenn die Eltern erfahren, dass Ihr Sohn/Ihre Tochter HIV-positiv ist, kommt es oft dazu, dass die Jugendlichen von der Familie fallen gelassen werden. Mit ihrer Angst um das Ausbrechen der Krankheit, werden sie nun ploetzlich alleine gelassen und fallen aus ihrem sozialen Netz (Familie) in die Armut. In Afrika verhungern mehr HIV-positive, als dass sie am Ausbruch der Aidskrankheit sterben. 9.2 Suchen am Horizont Bei der europaeischen Botschaft (European Commission) habe ich das EDEJU-Konzept Herrn Juergen Loradz vorstellen koennen. Nach diesem Gespraech wurden mir erste Einblicke in das COSDEC-Programm (Community Skills Development Centers = Entwicklungsfoerderungszentren in kleineren Gemeinden/Gemeinschaften) gegeben. Hier versucht man ebenfalls auf ganz einfacher und marktnaher Ebene Faehigkeiten und Unternehmertum zu foerdern. Ich koennte mir eine gute Zusammenarbeit vorstellen, bei der man zusaetzlich auf Spielzeugfoerderung eingehen koennte. Um mehr ueber dieses Programm zu erfahren war zwei Mal im namibischen Bildungsministerium, um mit den Verantwortlichen vom COSDEC-Programmm zu sprechen und bei dieser Gelegenheit EDEJU vorzustellen. Demnaechst werde ich ein COSDEC-Zentrum besuchen und mit den Leitern eine eventuelle Zusammenarbeit besprechen. 9.3 Weiteres Mein Projekt an der Roessing Stiftung geht weiter auf und ab, doch so langsam habe ich das Gefuehl, dass sich alles anfaengt zu entwickeln. So konnte ich wieder ein wenig Spielzeug verkaufen, und habe jetzt auch eine kleine Ausstellung von dem ersten Spielzeug machen koennen. Mit einem Jugendlichen den ich in einem Internetcafee kennengelernt habe, werde ich jetzt ein kleines Homepageprojekt starten und ihn so darauf vorbereiten eigenstaendig Geld zu verdienen. ---------- 10. Junibericht (Ingo Frost, 1999, Windhoek, Namibia) ---------- Jetzt liegen die Tatsachen auf dem Tisch. Mein Dienst wird nicht anerkannt. Er wird nicht auf den Zivildienst angerechnet. EDEJU ist verboten worden. Die EDEJU-kativen Taetigkeiten von jungen deutschen Ersatzdienstleistenden rund um den Globus laufen aus oder werden abgebrochen. In was fuer einer Demokratie leben wir, in der sich die Regierung das Recht nimmt, selbstfinanzierte gute Taetigkeiten, zu verbieten? - Wie kann es angehen, dass man auf meine Briefe ans BMFSFJ (Bundesministerium fuer Familie, Senioren, Frauen und Jugend) nur teilweise und unbegruendet ein- geht, und ich den Eindruck habe, dass sie meinen Argumenten ausweichen? - Mit welchem Recht werde ich von dem BMFSFJ wie ein verurteilter Straftaeter in kaltem paragraphendeutsch angeschrieben, wer schult den Ministerien einen angemessenen Umgangston mit den Buergern? - Wer kann die Verantwortung fuer eine solche Entscheidung tragen? - Wie kann es sein, dass ein Ministerium fuer Jugendliche sich gegen die Taetigkeiten fuer Kinder und Jugendliche in Namibia ausspricht? Das sind nur ein paar Fragen, die ich mir stelle, die aber nicht beantwortet werden (und da wundern sich die Politiker ueber Politikverdrossenheit der Jugend). In jedem Fall lasse ich mich als muendiger Buerger nicht von solchen Urteilen beurteilen noch verurteilen (und schon das klingt grotesk: Verurteilung einer guten Tat?!), sondern mache weiter, denn ich bin ueber- zeugt, dass ich gute Arbeit leiste. Die namibischen und deutschen Medien haben durch Ihre Berichte ueber mich, sich ebenfalls positiv zu meinen Taetigkeiten geaeussert; auch offizielle Stellen wie die europaeische Botschaft oder der Ausschuss fuer politische Zusammenarbeit und Entwicklung kennen meine Taetigkeiten und erwaehnen sie lobend. Es ist also voellig fassungslos, irrsinnig und unverstaendlich, wie eine Entscheidung gegen mich und dazu noch rueckwirkend zustande gekommen seien kann. Moeglicherweise mangelt es an Fachkenntnissen zu Entwicklungsarbeit bei den deutschen Ministerien. Sie scheinen die Situation in Afrika nicht einschaetzen, noch unseren unkonventionellen (Was ist Unkonventionell? - Alle Vorgehensweisen die in unserem Kulturkreis als ungewoehnlich gelten. Doch: Afrika und Europa haben eine voellig unterschiedliche Kultur und einen anderen wirtschaftlichen Entwicklungsgrad. So sollten logischer Weise auf Afrika angepasste Methoden fuer uns "unkonventionell" klingen.) Arbeitsweisen folgen zu koennen. Bei diesem Bericht habe ich mir Muehe gegeben unsere "unkonventionellen" Arbeitsweisen zu erlaeutern und hoffe so den Missverstaendnissen, die es auch auf Seiten des BMFSFJ zu geben scheint, entgegenzuwirken. In Hoffnung auf eine gerechte Behandlung, Ingo Frost, EDEJU-Namibia 10.1.a Holzspielzeugprojekt I (Partner: Roessing Stiftung) Durch die AIDS-Gruppe von der katholischen Kirche in Katutura habe ich versucht einen festen Kreis von Jugendlichen, die Holzspielzeug herstellen und verkaufen, aufzubauen, und sie gleichzeitig in die Arbeitsgruppe an der Roessing Stiftung zu integrieren. Leider hat das nicht geklappt, denn die neue Gruppe ist sehr nachlaessig geworden und hat mehr oder weniger aufgehoert, bevor sie richtig angefangen hat. Gleichzeitig kommt dazu, dass mehrere von der bisherigen Gruppe bei der Roessing Stiftung, die gerade einigermassen gelernt hatten mit der Laubsaege umzugehen, nicht mehr gekom- men sind. Die beiden besten Jugendlichen, die ich bisher hatte, kommen auch nicht mehr, der eine hat einen festen Job gefunden, der andere ist aus Windhoek weggezogen. Hintergruende: Die Parole in Namibia ist "My future is my choice" (Meine Zukunft ist meine Wahl). Sie propagandiert die Freiheit, nach dem Motto "Jeder kann alles werden". Den Jugendlichen wird nicht gesagt, dass das nur geht, wenn man sich stufenweise hocharbeitet und dabei sein Bestes gibt, und genau das scheint bei den meisten zu fehlen. In dem Fall nuetzt die beste Hilfe- stellung nichts, da der eigene Antrieb, etwas zu erreichen, zu gering ist. Dieser Meinung ist auch der Leiter der katholischen Aidsgruppe Jacob Smith, der voll hinter meinem Projekt steht. Selbst (zahlfaehige) Abnehmer fuer das selbstproduzierte Holzspielzeug waeren genug da; mehrere katholische Kindergaerten haben schon Interesse angezeigt. Wie kommt es, dass soviele Jugendliche nichts aus ihrem Leben machen und so ihre Chance und ihre Freiheit nicht nutzen? Sie sind durch die Gesellschaft und das Erziehungssystem "verkommen", und beenden mit offenen Haenden und illusionaeren Berufswuenschen die Schule. Konstantes Arbeiten scheint nur mit der "Karotte" (die man einem Esel vor den Mund haengt, und nach der er immer wieder schnappt und dabei einen Schritt nach vorne gehen muss) zu funktionieren, die hier in Form von Zertifikaten eingesetzt wird. Man arbeitet (lernt) also nur fuer Zertifikate, und dass meistens nur, wenn man dafuer vorher selbst bezahlt hat, oder durch jemand anderen gezwungen wird. Hat man dann das Zertifikat, glaubt man das Fach zu beherrschen. Diese beliebte Art des Selbstbetruegens wird von Anfang an in die Koepfe gehaemmert, schon in der Zeit, in der das Zertifikat noch "Zeugnis" hiess. Ich bestreite nicht, dass soetwas eine Aussagekraft hat, doch es zeigt eben nicht wie gut derjenige damit im praktischen Leben zurechtkommt. Dinge wie Selbstlernfaehigkeiten, Durchhaltevermoegen, Selbstkritik, Verantwortung und persoenliche Begabung fallen unter den Tisch. So geht es dann auf die Suche nach einen Beruf. Wunschvorstellung vieler Jugendlicher: Ein Job in einem gekuehlten Buero, wenig Arbeit, viel Geld. In Deutschland, gibt es soetwas wie Hobbies, Spielen und Spielzeug. Dinge mit einem hohen Stellenwert, die einen grossen Teil der negativen Nebenwirkungen der Schule wett machen. In Afrika, z.B. hier in Namibia, gibt es Kindergaerten, die schon wie Schulen mit Schulklassen aufgebaut sind und kindliches Spielen systematisch durch Stillsitzen und Disziplin abloesen. Handwerkliche und Kreativitaet foerdernde Schulfaecher gibt es fast gar nicht, oder sie haben einen geringen Stellenwert (Uebrigens ist das so "gewollt", es handelt sich um Nachwirkungen der Apartheit und schlechter Entwicklungspolitik aus Europa: Namibias erste Generation der unabhaengigen Regierung hat beschlossen den schwarzen Menschen von den einfachen "niedrigen" Berufen zu befreien und sie durch ein sehr theoretisches und langwieriges Bildungssystem zu Anwaelten und Aerzten etc. zu machen, das britische Schulsystem bat sich dazu "ganz konventiell" an). Hobbies werden durch niemanden gefoerdert. Die eigentlichen Humanresourcen der Bevoelkerung liegen auf der Strasse und werden mit Fuessen getreten. 10.1.b Holzspielzeugprojekt II (Partner: Afterschool-center Khomasdal) Vor circa 2 Monaten habe ich mein Projekt bei einem "Afterschool-Center" in Khomasdal vorgestellt. Es handelt sich um eine Art Jugendzentrum, dass diverse Aktivitaeten fuer Jugendliche anbietet, und auf diese Weise versucht die Faehigkeiten von Jugendlichen zu foerden und sie von der Strasse herunterzuholen. Es gibt hier ein Programm, dass dem EDEJU-kativen zumindest Ansatzweise zu aehneln scheint. Das Zentrum stellt einen Raum fuer einen Tischler bereit, der jungen Arbeitslosen zeigt wie man einfache Moebel herstellt, sodass die Arbeitslosen lernen auf eigene Faust Geld durch den informellen Sektor zu verdienen. Erlaeuterungen: Auf deutsch bedeutet informeller Sektor soviel wie "Schwarzarbeit", in Afrika bedeutet es "die einzige Chance die Wirtschaft aufzubauen": es gibt nur wenig Arbeitsplaetze, also muessen moeglichst viele Menschen versuchen, auf eigene Faust und unkompliziert ihr eigener Chef zu werden (eventuell kann man spaeter in den formellen Sektor ueberwechseln). Auch das klingt auf deutsch wieder sehr kompliziert, doch hier bedeutet es im Klartext: Ich stelle einfache Moebel her und gehe solange herum bis ich sie verkauft habe, also gar nicht so schwer! Nun will ich das gleiche auf der Basis von Holzspielzeug in diesem Zentrum versuchen. Inzwischen ist alles geregelt, naechste Woche fange ich an. 10.2 Computerprojekte (Partner: NYC - Nationale Jugendversammlung) Zusammen mit dieser Dachorganisation moechte ich Internet und Computerprojekte realisieren und habe dafuer zwei Projektvorschlaege ausgearbeitet und eingereicht. Auch bei dem Aufbau und der Realisierung der NYC-Homepage habe ich mitgeholfen. Manche moegen bei diesen Projekten nicht die Zusammenhaenge mit dem EDEJU-Konzept sehen, deshalb will ich sie kurz erlaeutern: Ein Ziel von EDEJU ist die Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit. Mit motivierten und interessierten Jugendlichen koennte man ein Homepageprojekt aufbauen, sodass sie lernen auf eigene Faust fuer kleine Unternehmen Homepages zu erstellen und so ihren eigenen Job schaffen. Ein weiteres Standbein von EDEJU ist die "Kultivierung und Foerderung des Selbstlernprozesses", und auch das wird deutlich in den Projekten sichtbar werden. Auch ich habe mir meine Computerkenntnisse zum groessten Teil selbst angeeignet. Alles laeuft also nach dem Grundsatz "Hilfe zur Selbsthilfe". 10.3.a Oeffentlichkeitsarbeit I - Aufmerksam machen auf unsere Aktivitaeten Liste der Aktivitaeten dieses Monats * Treffen mit dem Vorsitzenden der EU-Botschaft (Halbjahresbericht uebergeben, und Erfahrungen auch in Bezug auf Behoerden ausgetauscht) * Vorbereitung eines Zeitungsartikels mit einem kenyanischen Journalisten * Homepage aktualisiert (wird demnaechst hochgeladen) * Aufforderung an die Roessing Stiftung eine Stelllungnahme zu meinem Projekt und meiner Arbeit an EDEJU und an das BMFSFJ zu schicken. * Vorbereitungen einer "Digitalen Unterschriftensammlung" * Kooperation der Aktivitaeten meiner Eltern und EDEJU 10.3.b Oeffentlichkeitsarbeit II - Aufklaerung: Was ist spielen? Ich bin nicht gekommen, um mich ueber das Bildungssystem in Namibia zu beschweren, sondern um etwas zu verbessern. EDEJU hat die entsprechenden Werkzeuge und das Hintergrundwissen bereit gestellt. Ich habe mir vorgenom- men einen direkten Kontakt zu Lehrern und Erziehern aufzubauen, und diesen Monat den ersten groesseren Schritt unternommen das Ganze in die Praxis um- zusetzen, indem ich einen Vortrag ueber spielerisches Lernen und Fruehfoer- derung ausgearbeitet habe, den ich zu der Fortbildungswoche der Arbeitsge- meinschaft deutscher Lehrer (AGdL) halten wollte. Leider wurde dieses Angebot von Seiten der AGdL abgelehnt. 10.4 Anvisierte Projekte Des weiteren sind 3 neue Projekte anvisiert und mit viel Muehe vorbereitet, die ich gerne noch waehrend meiner Zeit hier in Namibia umsetzen moechte.