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3. Bericht zum Entwicklungsdienst mit EDEJU (Nov 1998)

Zweiter Bericht aus Namibia (1.11. bis 1.12.1998)

Organisatorisches & Visum

Nach dem letzten Bericht sah alles hier noch recht optmistisch aus: Projektbedingungen ideal kombiniert mit einem guten Partner, der das Visum beschleunigt (Ohne das Visum kann ich noch nicht anfangen, weil ich dann illegal arbeiten wuerde, und aus dem Land verwiesen werden koennte).

Leider stellte Zezito die Zusammenarbeit aus Zeitgruenden ein, und verwies mich an COLS (siehe letzter Bericht). Doch leider entpuppte sich der Leiter von COLS als sehr unzuverlaessig. Ich habe also intensiv versucht weitere Partner, und somit Hilfestellungen fuer das Visum, zu finden.

Angefangen bei der GTZ (Gesellschaft fuer technische Zusammenarbeit), dem DED (Deutscher Entwicklungsdienst), der DHPS (Deutsche hoehere Privatschule, NaDS (Namibisch-Deutsche Stiftung), UNESCO-Educationcenter, KAYEC (Katutura Youth Enterprise Center) bis hin zu NYC (National Youth Council), Penduka und zur Roessing Foundation. Nur die letzten drei sind bis jetst nicht nur bereit mit mir zusammenzuarbeiten, sondern tuen es auch. Allerdings konnte mir bezueglich des Visums nur die Roessing Foundation helfen, indem sie mich an einen Rechtsanwalt verwies, der deren Visumfragen loest. Aber auch dies hat mich nicht weitergebracht: Dieses Rechtsanwaltsbuero hat im Dezember und Januar weitestgehend geschlossen und verlangt ein 4 mal hoheres Honora als andere. Da auch die deutsche Botschaft, wie sie sagt "keinen Einfluss auf das Visum hat", bin ich schliesslich zu einer deutschen Rechtsanwaeltin gegangen. Die versicherte mir, dass ich mein richtiges Visum welches ich vor ueber 2 Monaten in Deutschland beantragt habe, fruehestens im April bekommen koennte (Nach Angaben der Namibiaschen Botschaft in Bonn, braucht das Visum "nur" 3 bis 4 Monate). Jetzt habe ich ein komplett neuen Antrag auf ein wieder anderes Visum gestellt und hoffe, dass ich es in der naechsten Woche bekomme. Die ganze Visumangelegenheit kombiniert mit afrikanischer Unzuverlaessigkeit und europaeischer Buerokratie (besonders bei UNESCO) ist recht unangenehm. Aber: Hier in Afrika scheint es immer so zu sein, dass selbst wenn alles noch so hoffnungslos und ausweglos scheint, trotzdem immer noch eine neue Moeglichtkeit sich eroeffnet. Schade nur, dass ich nicht schon letzten Monat habe anfangen koennen, was nur durch das schleppende Visum verzoegert worden ist.

Nach so vielen schlechten Erfahrungen in Sachen Visum, jetzt zu den Erfolgen: Ich habe eine Zusammenarbeit mit der Roessing Foundation (Vom Bergbau gestiftetes Bildungs- und Ausbildungszentrum) eingeleitet und in den letzten Tagen eine Bestaetigung bekommen: Ich kann fuer meine Holzspielzeug-Workshops die Raeumlichkeiten der Roessing Foundation nutzen. Ebenso kann ich mein Projekt innerhalb des Namibian Youth Council anbieten, da diese Organisation in aehnlichen Bereichen mit Jugendlichen zusammenarbeiten wie ich. Schliesslich war ich noch bei PENDUKA, die einzige Ausbildungseinrichtung die nicht nach europaeischen Richtlinien und entsprechender Buerokratie arbeitet. Hier werden Stoffe gefaerbt, genaeht und es wird handwerklich gearbeitet, wobei immer die afrikanische Kultur im Vordergrund steht. Man versucht auch mehr und mehr Stoffe wiederzuverwenden um die Materialkosten niedrig zu halten und ein Bewusstsein fuer Umweltschutz zu schaffen, welches hier noch nicht ausgebildet ist: Es gibt zwar so gut wie keine Luftverschmutzung, weil es keine grossen Industrieanlagen gibt, aber am Strassenrad liegt alles voll mit Dosen, Plasik- und Glasflaschen und diversem anderem Muell.

So wuerde sich auch hier die Idee mit dem Holzspielzeug gut einfuegen, denn dazu reichen Holzreste aus Tischlereien der Grundstein zur Zusammenarbeit mit Penduka ist also auch gelegt.

Sobald hier die grossen Sommerferien Anfang Januar zuende gehen (ja Namibia ist eines der wenigen Laender in denen man Weihnachten in den Sommerferien feiert) und ich dann hoffentlich auch mein Visum habe, kann ich voll durchstarten.

Bis dahin muss ich wohl oder uebel Ferien machen, denn Kontakte zu den meisten anderen Organisationen sind schon aufgebaut, und koennen nicht vertieft werden, da viele selbst Ferien machen. Damit faellt alles organisatorisches weg, und einen praktischen Workshop koennte ich selbst mit Visum jetzt nicht anfangen, da fast alle unmotiviert sind, oder Ferien machen, es ist auch recht heiss zur Zeit, und die kuehlen Raeme der Roessing Foundation kann ich erst ab 4.1 nutzen.

Viele fragen mich, wie ich mit der Verstaendigung klar komme. Offizielle Hauptsprache ist Englisch und das klappt auch einigermassen wenn die andere Seite auch bereit ist einen zu verstehen. Infoffizielle Hauptsprache ist Afrikaans, was viel Aehnlichkeit mit dem Flaemischen hat, aber auch viele deutsche und englische Woerter enthaelt. Das kann man zumindest Bruchweise verstehen, die jungen Leute sprechen aber alle Englisch. Ansonsten hat jeder Volksstamm, seien es die europaeischen oder afrianischen, ihre eigene Sprache die sie hier sprechen. Die Namibiadeutschen sprechen also mindestens deutsch, englisch und afrikaans.

Insgesammt ist also alles recht multikulturell hier: Sei es das Angebot in der Stadt: von deutschen Broetchen ueber traditionellem Biltong (Trockenfleisch) bis hin zum Hotdog, es gibt alles, oder sei es das dreisprachige (afrikaans, englisch, deutsch) Angebot in der Buecherei.

Ingo Frost (Veröffentlicht im Internet unter: http://members.aol.com/coolfrost/nam_log3.htm, als Newsletter und in brieflicher Form)


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