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6. Bericht zum Entwicklungsdienst mit EDEJU (Feb. 1999)

Fünfter Bericht aus Namibia (1.2. bis 1.3.1999)

(1) Neuigkeiten vom Monat Februar im Überblick

In diesem Monat habe ich mich, was die Projekte und Workshops anbelangt, hauptsaechlich um das Projekt an der Roessing Foundation ("Produktion und Verkauf von Holzspielzeug") gekuemmert. Letzten Mittwoch habe ich beispielsweise eine Reporterin von einer Tageszeitung eingeladen, und so auch hier in Namibia die Oeffentlichkeitsarbeit ueber die Zeitungen begonnen.

Das andere Holzspielzeugprojekt, was ich in einem katholischen Jugendzentrum in Katutura angeboten hatte, habe ich nach dem 2. Treffen aufgegeben: Am Anfang waren 6 Jugendliche wirklich interessiert und wollten zum ersten Treffen kommen, 4 davon sind dann tatsaechlich gekommen. Als beim naechsten Treffen nur noch 2 erschienen, habe ich ihnen erklaert, dass sie gerne zu meinem Projekt an der Roessing Foundation kommen koennen, aber ich werde fuer 2 Personen keinen extra Workshop anbieten. Diese Entscheidung hat sich dann als richtig erwiesen, denn die beiden sind nicht zur Roessing Foundation gekommen, und waeren wohl auch nicht zu einem dritten Treffen in dem katholischen Jugendzentrum gekommen (obwohl sie nach eigener Aussage sehr interessiert waren und auf jeden Fall kommen wollten).

Da ich mich hier nicht nur um meine Projekte und Workshops kuemmere, sondern auch gleichzeitig der EDEJU-Koordinator bin, habe ich mich in diesem Monat wieder mehr um neue Kontakte und um Organisatorisches bemueht:

Die offizielle Kooperation zwischen EDEJU-Deutschland und NYC steht jetzt, und somit ist der Grundstein fuer weitere themen- und landesuebergreifende EDEJU-Workshops und Projekte gesetzt.

Ich habe auch mit diversen Vertretern von anderen Organisationen, die in der Jugendarbeit und Ausbildung taetig sind, gesprochen und die Moeglichkeiten einer potentiellen Zusammenarbeit ergruendet und zum Teil eingeleitet.

Ebenfalls bin ich mit dem Ministerium fuer Jugend und Sport in Kontakt getreten, das in Zukunft einer der wichtigsten Partner von EDEJU in Namibia werden koennte.

(2) Das Holzspielzeugprojekt bei der Roessing Foundation

Zwei bis drei Mal pro Woche mache ich mich mit meinem Fahrrad auf den Weg raus nach Khomasdal zu der Roessing Foundation.
Man faehrt durch die Strassen wie ueberall sonst auch, doch hier in Khomasdal sieht alles einwenig aermlicher und trostloser aus, als in den reicheren Stadtteilen. Staub, Schmutz, Steine und Scherben liegen am Wegesrand. Die Haeuser sind zwar weitestgehend aus Stein gebaut und manche haben auf ihrem kleinen Grundstueck sogar einen Baum oder ein paar Pflanzen stehen, doch oft sieht es einfach erbaehrmlich aus: Die Farbe blaettert ab, niemand scheint einen Sinn dafuer zu haben, alles in Stand zu halten, zu pflegen oder einfach einen kleinen Garten anzulegen.
Wenn ich am Abend, wenn die Sonne nicht mehr brennt, Richtung mein zu Hause fahre, sehe ich neben mir auf einem brachliegenden Schotterfeld eine Gruppe Jugendlicher Fussball spielen. Sie scheinen recht gut zu sein und manche haben sich sogar mit Pappe, Zeitung und Klebeband Knieschoner gebastelt.

In meinen Gedanken zu meinen Holzspielzeugprojekten vertieft, fahre ich an Ihnen vorbei und merke immer deutlicher, dass es sehr schwierig wird der urspruenglichen Zielsetzung, naemlich Hilfestellung beim Aufbau von kleinen eigenstaendigen Unternehmen zu leisten, nachzukommen. Es scheint starke Unterschiede in der Mentalitaet zu geben, die sich so auswirken, dass Euphorie oft nur kurzfristig wirkt, und viele nach ein paar Treffen einfach nicht mehr kommen, oder einfach nicht die Notwendigkeit sehen laengerfristig zu lernen und zu planen, um besser ueber die Runden zu kommen.
Diejenigen die nicht kommen wollen, sollen ruhig wegbleiben, denn nur wenn man aus eigenem Antrieb kommt, Intresse und den Willen etwas erreichen zu wollen mitbringt, hat man eine Chance etwas zu erreichen. Wer selbst nichts aus seinem Leben machen will, dem hilft der beste Workshop nicht.

Momentan ist es ungefaer so, dass 30 Jugendliche die Grundtechniken der Laubsaege und von einfachem Spielzeug kennengelernt haben. 10 davon sind mehr als einmal gekommen und haben gelernt einfaches Spielzeug herzustellen und einer von den 30 ist so oft gekommen, dass er jetzt seine eigenen kleinen Spielzeugauftraege einholt und bearbeitet.
Das ist der erfreuliche Teil des Projektes: Die Jugendlichen versuchen mehr Ihren eigenen Teil beizutragen, und kuemmern sich manchmal sogar darum Holzreste von Tischlereien und neue Ideen mitzubringen.

Am Mittwoch vor einer Woche habe ich 2 Jugendlichen, die regelmaessiger kommen, Laubsaegen, Holz und Muster uebers Wochenende ausgeliehen. Am Montag haben die beiden Ihr erstes allein hergestelltes Spielzeug praesentiert, und ich war sehr angenehm ueberrascht, langsam werden die beiden immer geschickter und schneller im Umgang mit der Laubsaege.

(3) Ziele und Planungen von weiteren Projekten

In diesem Monat war ich 3 Mal beim Ministerium fuer Jugend und Sport, um als EDEJU-Koordinator fuer Namibia EDEJU und meine Projekte vorzustellen, EDEJU als gemeinnuetzige Organisation in Namibia einzutragen und eventuell eine Kooperation aufzubauen. Da ich auf Seiten dieses Ministeriums auf grosses Interesse und Hilfsbereitschaft gestossen bin, habe ich dem Kooperationsantrag besonders viel Muehe gewidmet, und den fast 10-seitigen Antrag abgegeben. Ueber dieses Ministerium koennte man zusammen mit den Jugendzentren im ganzen Land neben Holzspielzeugprojekte auch in anderen Bereichen EDEJU durch weitere junge deutsche Ersatzdienstleistende etablieren.

Da die Mitgliederzahl in meinem Roessing Workshop immer weiter sinkt, oder anders gesagt, nur noch die wirklich interessierten da sind, habe ich beschlossen einen Einfuehrungskurs bei KAYEC, einem Jugendzentrum in Katutura zu geben. Dieser Kurs soll zwei Tage (Vor- und Nachmittags) stattfinden und den Jugendlichen und jungen Arbeitslosen eine Vorstellung von dem vermitteln, was man mit einfachen Mitteln (Sperrholz, Laubsaege, Farben) und guten Ideen an Spielzeug machen kann. Alle die sehr interessiert sind koennen dann ihr Wissen in dem Projekt bei der Roessing Foundation vertiefen. Diesmal wird es auch so sein, dass ich diese 5 Zweitaegigen Workshops nicht alleine, sondern mit einem aus meinem Roessing Foundation Projekt zusammen leite, um so weiterzuvermitteln, wie man so einen Workshop aufbaut und wie man sich am besten gegenueber der Teilnehmer verhaelt.
Die finanzielle Frage ist diesmal etwas anderes geloest, weil wir ja nur mit Anfaengern arbeiten und keine Gegenleistung in Form von selbstgemachten (verkaufbaren) Spielzeug erwarten koennen. So muessen die Teilnehmer eine kleine Gebuehr bezahlen, und der andere Teil der Kosten wird durch KAYEC gesponsort.

Ich bemuehe mich auch meine Kenntnisse im Bereich Computer und Internet Jugendlichen in Namibia zu vermitteln. Generell ist es sehr schwierig soetwas in einer Schule anzubieten, wenn man nicht ausgebildet ist, doch EDEJU hat eine Empfehlung von dem Auslandsschulenreferat in Bonn. Ich habe also eine Vorstellung und eine Projektbeschreibung an eine deutsche Schule hier in Windhuk geschickt. Der verantwortliche Informatiklehrer scheint sehr interessiert zu sein, und ich werde mich naechste Woche mit Ihm treffen, und eventuell mit Ihm zusammen eine ausserschulische Arbeitsgemeinschaft starten.

Moeglicher Weise lassen sich innerhalb des Heinz Stoeber Seminars Spielzeugprojekte zusammen mit der lutherischen Kirche durchfeuhren. Im Maerz werde ich den Workshop bei Penduka anlaufen lassen, wenn alles auf Seiten von PENDUKA klappen sollte - mehr dazu im naechsten Bericht.

(4) Homepage

Dank Jan Spangenberger hat EDEJU-Namibia jetzt eine eigene Internetadresse, unter der in Zukunft eine mehrsprachige EDEJU-Namibia Dokumentation der Arbeit von mir und meinen Nachfolgern abgelegt werden wird.
Da ich momentan noch der einzige EDEJU-Pionier in Namibia bin, wird vorerst meine eigene Homepage auf diesen Seiten zu finden sein. Dies ist uebrigens eine aktualisierte Version mit noch mehr Informationen, ein paar Fotos von meiner Arbeit. Auch ist ein Brief von mir an den Bundeskanzler Schroeder dort veroeffentlicht, es lohnt sich also mal wieder vorbeizuschauen.

Ingo Frost (Veröffentlicht im Internet unter: http://members.aol.com/coolfrost/nam_log6.htm, als Newsletter und in brieflicher Form)


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