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7. Bericht zum Entwicklungsdienst mit EDEJU (März 1999)

Sechster Bericht aus Namibia (2.3. bis 31.3.1999)

(1) Neuigkeiten vom Monat März im Überblick

Anfang des Monats konnte durch eine Spende das erste Spielzeug an den Erno-Gauerke-Kindergarten in Katutura ueberreicht werden. Das Besondere an dem Spielzeug ist, dass es als Auftrag innerhalb des Holzspielzeugprojektes bei der Roessing Stiftung hergestellt wurde.

Es handelt sich um 7 afrikanische Tiere, je als Holzpuzzel, und ein Brett mit herausnehmbaren, buntangemalten Zahlen, da in dem Kindergarten auch eine Vorschule ist.

Viel Muehe hat auch das Zusammenstellen der Unterlagen ueber EDEJU-Namibia fuer neue Interessenten gemacht. Zum Glueck wird Tilman Sobek sich in Deutschland darum kuemmern aus diesem Material eine Infomappe fuer Zivildienstleistende anfertigen, die interessiert sind nach Namibia zu kommen. Uebrigens scheint es schon 3 junge Deutsche zu geben, die ernsthaft versuchen auch an EDEJU-Namibia mitzuarbeiten und Ihre eigenen Projektideen vorbereiten.

Ich habe auch versucht ein Computerprojekt zu starten, bisher ohne Erfolg, doch es geht langsam Schritt fuer Schritt weiter. Idee ist es ein oeffentliches Computerzentrum aus gebrauchten Computern aufzubauen, und so die Moeglichkeit fuer Jugendliche zu eroeffnen, sich mit Computern zu beschaeftigen und in die Grundlagen der Textverarbeitung, Hardware und Betriebssystem einzufuehren. Eventuell nutze ich vorerst den Computerraum von der Roessing Stiftung, um allgemeine Kurse fuer Interessierte anzubieten. Vielleicht treffe ich auf diese Weise auf Jugendliche, die mir bei der Realisation eines edejukativen Computerprojektes behilflich sind und eigene Ideen mitbringen.

(2) Öffentlichkeitsarbeit

Am 3. Maerz 1999 ist in der Allgemeinen Zeitung (deutschsprachige Tageszeitung in Namibia) ein grosser Artikel ueber mich und meine Arbeit erschienen.
Auf diese Weise bin ich auf interessante Leute gestossen, und viele der "deutschsprachigen Namibianer" kennen mich jetzt, doch das reicht natuerlich nicht. Ich habe also versucht mit der populaersten englischsprachigen Zeitung "The Namibian" und einer dritten Tageszeitung Kontakt aufzunehmen.
Beide sprachen grosses Interesse aus, doch bei den 3 Terminen an denen ich sie eingeladen hatte, das Projekt bei der Roessing Stiftung zu besuchen, ist keiner der Redaktuere gekommen. Schade, denn ich erhoffe durch Artikel an mehr Jugendliche zu gelangen, die sich fuer Holzspielzeug und Holzarbeiten interessieren.

(3) Kontakte zu den Ministerien

In diesem Monat habe ich nochmal so richtig zu spuehren bekommen, wie kompliziert und zum Teil unfaehig die Ministerien hier sind. Nachdem der Kooperationsantrag vom Ministerium fuer Jugend und Sport ohne Begruendung abgelehnt worden ist, wollte ich wenigstens EDEJU hier als Jugendorganisation bei dem Ministerium beantragen. Nachdem mir gesagt wurde, dass dies kein Problem waere, ich alle Papiere vorbereitet und Formulare ausgefuellt hatte, wollte ich am 23.3 alles einreichen. Doch ploetzlich hiess es, dass ohne offizielle Kooperation keine Registration moeglich waere, und da ich nicht namibischer Buerger waere, koenne ich erst recht keine Organisation gruenden.
So leicht lass ich mich aber nicht unterkriegen, und da mir niemand eine Begruendung geben kann, warum keine Kooperation moeglich ist, werde ich mich mit dem Minister fuer Jugend treffen und ihn nach den Gruenden persoehnlich fragen, da er auch dabei war, als der Kooperationsantrag abgelehnt wurde.
Am gleichen Tag habe ich versucht EDEJU an anderen Ministerien zu regestrieren. Zuerst am Wirtschaftsministerium: Dort kann man eine oeffentliche, nicht auf profit ausgerichtete, Firma eintragen lassen.
Das geht aber nur mit einem Anwalt und der kostet ein kleines Vermoegen.
Dann war ich beim Gesundheits/Sozialministerium, doch leider war die Beamtin, die fuer die Registration von Organisationen verantwortlich ist im Urlaub und kommt erst spaeter zurueck.
Moeglicherweise fragt sich der Leser warum ich ueberhaupt versuche EDEJU zu regestrieren: Offiziell duerfte ich nichteinmal einen Brief (mit Absender EDEJU-Namibia) schreiben, geschweigedenn Zertifikate fuer die Teilnehmer meiner Projekte ausschreiben, noch Spenden in Namibia erhalten.

Mein Visum ist ja gluecklicherweise genehmigt worden, es fehlte nur noch der Stempel im Passport. Dafuer braucht so ein Ministerium immerhin 2 Wochen, sagen sie zumindest. In der Realitaet sieht das etwas anders aus, denn ich warte inzwischen schoh fast 4 Wochen, und habe mit ca. 5 Beamten deshalb gesprochen, ca. 10 Telefonate gefuehrt und war zweimal dort - ohne Erfolg.
Man wird von einem zum anderen geschoben, zum Teil widersprechen sich die Aussagen, oft sind die entsprechenden Beamten gerade nicht da.
Uebrigens habe ich inzwischen den Stempel und den Passport auch zurueck.

(4) Holzspielzeugprojekte

Bei KAYEC habe ich mehrere Male angerufen, um herauszufinden, wie es um die Realisation meines Projektvorschlags steht. Es scheint viel Zeit zu brauchen solche Entscheidungen zu treffen. Doch wenn KAYEC wirklich Interesse haette, sollte es schneller gehen. Ich werde mit dem Vorsitzenden von KAYEC in der naechsten Zeit mal sprechen.

Der neue Ansprechpartner bei PENDUKA war mehrere Wochen krank, und ist jetzt in den Urlaub gefahren, doch er steht noch recht positiv zu den Projektideen und ich bin recht optimistisch, dass das noch etwas wird.

Durch meinen Zeitungsartikel bin ich doch tatsaechlich wieder mit der katholischen Kirche in Kontakt gekommen. Das war so: Die Leiter der katholischen Aids Gruppe haben von meinem Projekt in der Zeitung gelesen und waren sehr begeistert (seltsam, dass sich innerhalb der katholischen Kirche meine Ideen immernochnicht herumgesprochen haben).
Sie haben dann an einem Nachmittag mein Holzspielzeugprojekt besichtigt, und wollten unbedingt etwas aehnliches auch bei sich machen. Ich habe sofort vorgeschlagen, dass ,ich mit dem Fortgeschrittensten aus meinem Projekt, so einen Workshop auch fuer die katholische Aids Gruppe anbieten koennte.

Innerhalb von meinem Holzspielzeugprojekt bei der Roessing Stiftung laeuft alles recht gut, denn inzwischen sind drei junge Namibianer in der Lage verkaufbares Spielzeug herzustellen, was bei der Neuen sehr viel Geduld gekostet hat, da sie in Ihrer Entwicklung ein wenig zurueckgeblieben ist. Bei vielen kommt hinzu, dass wenn man fragt ob sie alles verstanden haben, was man gerade erklaert hat, grundsaetzlich mit ja antworten.
Sagten sie "nein", verletzten sie Ihre eigene Ehre, weil sie denken sie wuerden so zugeben, dass sie dumm waeren. Es hat also viel Ueberzeugungskraft gekostet, zu vermitteln, dass es keine Schande ist, wenn man etwas nicht verstanden hat, und auf jeden Fall nachfragen darf und auch soll.
Wir sind jetzt dabei intensiv Spielzeug zu produzieren, um es auf dem Strassenmarkt am 3. April zu verkaufen. Es ist dabei eine Freude mit anzusehen, wie die kleine "Selbstlerngruppe" in diesem Projekt zumindest ansatzweise und zeitweilig funktioniert. Es gibt keinen Lehrer, die Erfahrenen helfen Anfaenger einzufuehren. Zum Teil werden sogar untereinander Tricks und Tips ausgetauscht.

PS: Manche werden es bemerkt haben, die angekuendigte neue Homepage auf der neuen Adresse funktioniert noch nicht. Voraussichtlich wird es doch eine andere Adresse werden und noch ein wenig Zeit brauchen.

Ingo Frost (Veröffentlicht im Internet unter: http://members.aol.com/coolfrost/nam_log7.htm, als Newsletter und in brieflicher Form)


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