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9. Bericht zum Entwicklungsdienst mit EDEJU (Mai 1999)

Achter Bericht aus Namibia (1.5. bis 31.5.1999)

(1) Zusammen anpacken

In den letzten Berichten ist bereits ein neues Projekt mit der Jugendgruppe der "Catholic Aids Action" angesprochen worden. Ich konnte mir nie genau vorstellen worum es gehen wird, und war eher pessimistisch eingestellt, was das Entstehen eines guten Projektes anbelangt. Umsomehr war ich positiv ueberrascht, als ich das erste Mal mit den Jugendlichen gesprochen habe. Es handelt sich um eine Gruppe aus jungen arbeitslosen Maennern zwischen ca. 20 und 25 Jahren. Die meisten sind HIV-positiv, wie mir der Leiter der Gruppe vorher mitteilte.

Ich habe mit kraenklichen, aus der Gesellschaft ausgestossenen (*), unmotivierten Aussenseitern gerechnet und bin auf eine froehliche, hochmotivierte und sehr begabte Jugendgruppe getroffen.

Man konnte auch deutlich etwas wie eine Harmonie in der Gruppe spuehren: Gegenseitige Anerkennung, Respekt untereinander und der sprudelnde Wille, zusammen anzupacken und etwas zu erreichen. Beim ersten Treffen konnten alle die Saegetechnik und einige Spielzeugideen erlernen, doch wichtiger ist, dass schon jetzt die eigenen Staerken versucht worden sind in der Arbeit mit der Laubsaege umzusetzen; neue Ideen und erste eigene Entwuerfe sind entstanden.

Beim zweiten Treffen haben mehrere Holz mitgebracht und bereits die ersten verkaufbaren Spielzeuge hergestellt und mich gefragt, wo sie eine eigene Saege kaufen koennen.

(*) Anmerkung:

Wenn die Eltern erfahren, dass Ihr Sohn/Ihre Tochter HIV-positiv ist, kommt es oft dazu, dass die Jugendlichen von der Familie fallen gelassen werden. Mit ihrer Angst um das Ausbrechen der Krankheit, werden sie nun ploetzlich alleine gelassen und fallen aus ihrem sozialen Netz (Familie) in die Armut. In Afrika verhungern mehr HIV-positive, als dass sie am Ausbruch der Aidskrankheit sterben.

(2) Suchen am Horizont

Bei der europaeischen Botschaft (European Commission) habe ich das EDEJU-Konzept Herrn Juergen Loradz vorstellen koennen. Nach diesem Gespraech wurden mir erste Einblicke in das COSDEC-Programm (Community Skills Development Centers = Entwicklungsfoerderungszentren in kleineren Gemeinden/Gemeinschaften) gegeben. Hier versucht man ebenfalls auf ganz einfacher und marktnaher Ebene Faehigkeiten und Unternehmertum zu foerdern. Ich koennte mir eine gute Zusammenarbeit vorstellen, bei der man zusaetzlich auf Spielzeugfoerderung eingehen koennte. Um mehr ueber dieses Programm zu erfahren war zwei Mal im namibischen Bildungsministerium, um mit den Verantwortlichen vom COSDEC-Programmm zu sprechen und bei dieser Gelegenheit EDEJU vorzustellen. Demnaechst werde ich ein COSDEC-Zentrum besuchen und mit den Leitern eine eventuelle Zusammenarbeit besprechen.

(3) Weiteres

Mein Projekt an der Roessing Stiftung geht weiter auf und ab, doch so langsam habe ich das Gefuehl, dass sich alles anfaengt zu entwickeln. So konnte ich wieder ein wenig Spielzeug verkaufen, und habe jetzt auch eine kleine Ausstellung von dem ersten Spielzeug machen koennen.

Mit einem Jugendlichen den ich in einem Internetcafee kennengelernt habe, werde ich jetzt ein kleines Homepageprojekt starten und ihn so darauf vorbereiten eigenstaendig Geld zu verdienen.

Ingo Frost (Veröffentlicht im Internet unter: http://members.aol.com/coolfrost/nam_log9.htm, als Newsletter und in brieflicher Form)


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